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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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Das Museum: Ein Umriss | 61 die Museen in den Fokus der Kritik gerückt waren: Als reine Kultstätten der gesell- schaftlichen Führungsrollen von Aristokratie und Bürgertum hätten sie es verab- säumt, dieser die Errungenschaften und den historischen Werdegang der Arbeiter- schaft gegenüberzustellen (vgl. ebd.: 197). Dass die Museumskultur beherrschende »Establishment« (ebd.) habe am Museum stets nur insofern ein Interesse gehabt, als dass sich in ihm Ewigkeitsansprüche für sein Gesellschaftsmodell formulieren ließen. Die Aufgabe des ›Forums‹ hingegen sei es, die materiellen Zeugnisse dieses Gesell- schaftsmodells der Diskussion durch eine möglichst breite Öffentlichkeit zugänglich und somit das Museum zu einem Raum der kritischen Reflexion über soziale Zu- stände zu machen (vgl. ebd.: 197f.). Die hiermit angedeutete neue Funktion des Mu- seums sei »the creation of an equality of cultural opportunity« (ebd.: 196). Auch hier geht es also – wie immer man in der Rückschau Camerons linkslibera- len politischen Impetus bewerten mag – um einen Wandel der musealen Kommuni- kationskonstellation von einem einfachen Sender-Empfänger-Verhältnis zu einer Po- lyphonie aller Beteiligten. Cameron äußert dabei große Zweifel daran, ob ein einziges Museum jemals zugleich Tempel und Forum sein könne. Schließlich sei das Wesen des Forums als Ort offener Kritik jenem des Tempels als Ort des autoritären Ab- schlusses von Sinnstrukturen und Deutungsmustern diametral entgegengesetzt. Die beste räumliche Lösung sieht Cameron in einem Kompromiss zwischen Nähe und Distanz: Forum und Tempel sollten baulich getrennt sein, damit das Forum nicht die Existenzberechtigung des Tempels in ständigen Zweifel ziehen kann, zugleich aber so nah beieinanderliegen, dass sie sich Anlagen, Dienste und vor allem ein gemein- sames Publikum teilen können. Für den Besucher müsse unbedingt ihre klare Unter- scheidbarkeit gewährleistet bleiben (vgl. ebd.: 200). Die große Herausforderung einer zeitgemäßen Museumsreform sei es, neue kritische Dialogstrukturen im Museum zu ermöglichen ohne dabei seine Selbstverortung als das unzweifelhaft »objektive« Musterhaus des Realen preiszugeben, das über kulturelle Relevanz zu richten er- mächtigt bleibt: Museums must concern themselves with the reform and development of museums as museums. They must meet society᾿s need for that unique institution which fulfills a timeless and universal function – the use of the structured sample of reality, not just as a reference but as an objective model against which to compare individual perceptions. (Ebd.: 201) Damit plädiert Cameron also zugleich auch für die Koexistenz zweier völlig unter- schiedlich angelegter musealer Raumkonzepte. Der Tempel etabliert in erster Linie eine Dichotomie des Innen und Außen: Die physische Museumswand stellt zugleich eine diskursive Grenze dar zwischen einerseits dem, was erhaltenswert und universell bedeutsam genug ist, um Gegenstand sanktionierter sozialer Erinnerungs- und Iden- titätsbildungsprozesse zu sein, und anderseits jenem, was der Sphäre des Alltagsle- bens, des Gebrauchs und des Warenverkehrs zugehörig bleibt. Das Forum dagegen
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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