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ist und damit die Autorität der Museumsmacher hinterrücks wieder eingeführt wird,
weil ihre Anleitung unentbehrlich ist.
1.3.7 Authentizität, Aura, Atmosphäre
Im laufenden Kapitel wurde das Museum bisher vor allem als eine Institution der
Wissensvermittlung beschrieben. Dies ist freilich nur ein Teil ihres gesellschaftlichen
Auftrages. Friedrich Waidacher sieht ihre Funktion als Lernort als ein zeitlich stets
sehr eng begrenztes Überbauphänomen, welches in Abhängigkeit von dem Zeitgeist
unterworfenen pädagogischen Maßstäben sehr unterschiedliche Gestalten annehmen
kann. Als Ort der historischen Unterweisung ändert das Museum seinen Charakter
mit den geltenden Maßstäben der historischen Forschung und Geschichtsdidaktik
ebenso wie mit den wechselnden Ansprüchen und Erwartungen seines Publikums.
Als die zeitübergreifend bestehenbleibende Aufgabe des Museums sieht Waidacher
hingegen seine Funktion als Erinnerungsspeicher: Unabhängig von vorübergehenden
Trends und Zielsetzungen des Museumsbetriebes bewahrt das Museum die materiel-
len Überreste der Vergangenheit und legt damit Zeugenschaft über bestimmte histo-
rische Wirklichkeiten ab (vgl. Waidacher 2000: 1ff.). Im Museum, so Waidacher,
geht es nicht vorrangig darum, etwas Bestimmtes über die Vergangenheit zu lernen,
sondern vielmehr darum, sich anhand der Evidenz der Exponate der Realität der Ver-
gangenheit überhaupt zu vergewissern (vgl. ebd.: 6). Ihre Daseinsberechtigung bezö-
gen die Museen dementsprechend in allererster Linie daraus, als einzige gesellschaft-
liche Einrichtungen materielle Kulturgüter professionell zu betreuen und immer wie-
der aufs Neue für die öffentliche Rezeption aufzubereiten (vgl. ebd.: 18). Eine ganz
ähnliche Einschätzung des Museums und seines Auftrages findet sich auch bei Gott-
fried Korff:
Jede Zeit schafft sich ihre Museen neu, ordnet sie um, präsentiert deren Bestände in wechseln-
den Arrangements. So sind Museen gekennzeichnet durch die Historische Dialektik der Tätig-
keiten Deponieren und Exponieren. Das Exponieren ist der Ort, an denen intellektuelle und
ästhetische Vorstellungen der jeweiligen Zeit Bilder von Geschichte generieren, Bilder, die
deswegen mit der Vergangenheit zu tun haben, weil das Museum Ort der Aufbewahrung von
Relikten, survivals, Überresten (im Sinne Droysens) ist. (Korff 1999: 327)
Die in den Arbeiten Korffs immer wieder betonten Funktionen des Deponierens und
Exponierens ranken sich, so fährt er fort, in erster Linie um eine ästhetische Kategorie
– nämlich um jene der Authentizität:
Durch seinen Authentizitätsbezug ist das Museum eine Institution der sinnlich-ästhetischen
Wahrnehmung. Eine Re-Dimensionierung, eine Kontextualisierung mit Mitteln der bildhaften
Dinge – Nutzer – Netze
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
- Titel
- Dinge – Nutzer – Netze
- Untertitel
- Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
- Autor
- Dennis Niewerth
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4232-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 428
- Schlagwörter
- Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
- Kategorie
- Medien