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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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Das Museum: Ein Umriss | 67 Inszenierung ist dem Medium Museum deshalb angemessen, weil mit der Authentizität der Dinge eine ästhetische Erfahrungsform in Spiel kommt, deren Konsequenz eine ästhetische Präsentationsform ist. (Ebd., 332) Das Museum ist demnach also eine Institution, die dem ästhetischen Erleben dient, was zugleich auch die Verwendung dramatisch-inszenatorischer Präsentationsfor- men legitimiert, welche einer reinen Lehrinstitution nicht angemessen wären. Dieses ästhetische Erleben wiederum benötigt Objekte, die nicht nur mit Sinn belegt, son- dern eben vor allem auch authentisch sind. Diese Argumentation erscheint auf den ersten Blick schlüssig – niemand, der ein- mal ein Museum besucht hat, wird abstreiten, dass gerade die affektive Anmutung der Objekte einen bedeutenden Teil des Reizes der Institution ausmacht. Das Erleben von Authentizität ist ein fester und dabei weitgehend intuitiver Bestandteil unserer kulturellen Welterfahrung – wir erkennen das ›Authentische‹, wenn wir es vor uns haben, ohne dass wir genau benennen könnten, was es als solches ausmacht. Als äs- thetischer Terminus ist die Authentizität dementsprechend alles andere als unproble- matisch. Die Literaturwissenschaftlerin Susanne Knaller verortet seinen Wortursprung im griechischen Adjektiv αυθεντικός (»zuverlässig, richtig«), das sich wiederum vom Substantiv αύθέντης (»Ausführer, Selbstherr, [...] auch Urheber«) ableitet (Knaller 2005: 18). Obwohl der Begriff schon in der griechischen Antike vor allem auf Schriftstücke bezogen wurde und hier deren Originalität bzw. Rückführbarkeit auf den Urheber beschrieb, konnte er auch Formen der Selbstermächtigung implizieren – so beschrieb er laut Knaller auch Selbst- und Verwandtenmörder (vgl. ebd.). Das Spätlateinische machte aus αυθεντικός authenticus und beschrieb hiermit ebenfalls vorrangig Schriftdokumente als »anerkannt, rechtmäßig, verbindlich« – jene Bedeu- tungen also, mit denen das Wort in variierenden Kontexten bis heute in den meisten europäischen Sprachen belegt ist (vgl. ebd.). Der Duden definiert das Adjektiv ›au- thentisch‹ gegenwärtig als »echt, den Tatsachen entsprechend und daher glaubwür- dig«.10 Jedoch weist Knaller darauf hin, dass bereits in der latinisierten Form als authen- ticus keineswegs Eigenschaften beschrieben wurden, die einem Schriftstück selbst innewohnten. Authentizität war ein Begriff der kirchlichen Doktrin und meinte die Anerkennung der göttlichen Inspiriertheit von Texten durch die Autorität der Kirche selbst (vgl. ebd.). Seine weltliche Fortsetzung erfuhr diese Begriffsnutzung in der Juristerei des 18. Jahrhunderts, welche die Auslegung von Gesetzen in zwei Modi unterteilte: den Doktrinalen und den Authentischen, wobei doktrinale Gesetzesdeu- 10 http://www.duden.de/rechtschreibung/authentisch vom 11.04.2018.
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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