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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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72 | Dinge – Nutzer – Netze den Menschen vorrangig als reflektierendes Vernunftgeschöpf begreift, und sich stattdessen seiner körperlichen Verortung in seiner Umwelt bewusst zu werden. Die ›Atmosphäre‹ stellt für Böhme das Kernkonzept dieser Ästhetik dar. Sie soll den äs- thetischen Blick nicht auf das Erkannte, sondern auf das Empfundene scharf stellen (vgl. ebd.: 14f.). Interessanterweise springt Böhme von diesen Vorüberlegungen direkt zur prakti- schen Raumsituation des Museums, welche er als eine Schule des Erlebens und Ver- stehens von Atmosphären begreift: Die Kunst ermöglicht es uns, im Freiraum des Museums Atmosphären zu erfahren, ohne dass wir dabei in einem Handlungskontext stehen. (Ebd.: 16) Die Kunst hat laut Böhme die Aufgabe, jene »Sinnlichkeit« (ebd.) beim Betrachter zu konditionieren, welche Voraussetzung ästhetischen Erlebens sei. Und weil diese Sinnlichkeit jedweder intellektuellen Auseinandersetzung mit Kunstwerken vorge- schaltet sei, könne sie nur im zweckfreien Erfahren atmosphärischer Situationen ohne Handlungsanweisung entwickelt werden (vgl. ebd.). Kurzum: Atmosphären sind das, was man erlebt, wenn man sich durch ästhetisch aufgeladene Räume bewegt und sie einfach auf sich wirken lässt. Mit seinem nach eigenem Anspruch ›neuen‹ Ästhetikbegriff plädiert Böhme zu- gleich für ein neues Wahrnehmungsparadigma. Ganz im Sinne der Raumkonzeption Brigitte Scheers und von Aleida Assmanns Semiose-Vorstellung sieht Böhme unsere Dingwahrnehmung in einem Zustand starker Funktionalisierung befangen: Wir seien, so seine Diagnose, kulturell darauf eingespielt, materielle Objekte nur noch als transitive »Signale« (ebd.: 17) für abstrakte Zusammenhänge zu lesen und damit als kulturelle Zeichen- und Bedeutungsträger zu interpretieren. Unsere Sensibilität für das Ding in seiner reinen, materiellen Anmutung (und damit also die Fähigkeit zu dem, was Assmann als den ›langen Blick‹ bezeichnet) sei uns dabei zunehmend ab- handengekommen, was sich besonders sinnfällig in unserem gesellschaftlichen Um- gang mit der Kunst äußere: Böhme stellt in der professionellen Kunstkritik ebenso wie beim Laienpublikum eine völlige Fixierung auf das Kunstwerk als Zeichen und Verweis fest, in welcher es nur mehr auf seine Bedeutung befragt werde, nicht aber auf seine auratische Wirkung (vgl. ebd.: 23). Diesem eindimensionalen Kunst- und Ästhetikverständnis möchte Böhme einen »ökologischen Zugang zu ästhetischen Fragen« (ebd.: 22) entgegensetzen, dessen zentraler Betrachtungsmodus eben die Kategorie der Atmosphäre ist. ›Ökologisch‹ ist dieser Zugang insofern, als dass er das (jedweder Reflexion über irgendeine Form von ›Sinn‹ vorgeschaltete) ästhetische Empfinden des leiblich anwesenden Men- schen in einer komplexen Umwelt aus materiellen Entitäten verortet, die auf ihn ein- wirken. Er verhandelt das emotionale Erleben im Raum gewissermaßen als ein ma-
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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