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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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Das Museum: Ein Umriss | 81 Diese zugespitzte Verwendung des Begriffs, bei der plötzlich kein Element unseres sozialen Lebens mehr außerhalb von Dispositiven stattfindet, verweist auf den enor- men ›Boom‹, den das Dispositiv seit seiner Entstehung als Denkfigur erlebt hat. An- drea Bührmann und Werner Schneider, die 2008 eine ausführliche Einführungsmo- nographie zur Dispositivanalyse vorgelegt haben, sehen vor allem seit den 1990er Jahren eine explosive Ausbreitung des Konzeptes in den verschiedensten Disziplinen der Geistes- und Kulturwissenschaften. Die Initialzündung dieser Entwicklung sei dabei von den Gender Studies ausgegangen: Besonders Judith Butlers Anknüpfen an das Foucaultsche Sexualitätsdispositiv als Beschreibungsmodell für geschlechtliche Körperlichkeit in ihrem Buch Bodies That Matter (erschienen 1993) habe dem Ter- minus zu neuer Aufmerksamkeit verholfen (vgl. Bührmann & Schneider 2008: S. 11f.). Gerade die Medienwissenschaft habe ihn dankbar angenommen, um das »kom- plexe Zusammenspiel von technischer Apparatur, Medieninhalten sowie institutio- nellen Praktiken ihrer Produktion und vor allem ihrer Rezeption bzw. Nutzung« (ebd.: 12f.) greifbar zu machen, welches die zentrale Herausforderung für jeden kul- turwissenschaftlichen Zugang zu Medienphänomenen darstellt. Zu diesen ist eben auch das Museum zu rechnen. Die Frage, die sich die vorlie- gende Arbeit daher stellen muss, ist, ob und wie genau sich das Funktionieren des Museums als Dispositiv über unterschiedliche Medientechnologien hinweg reprodu- zieren lässt, und welche Rolle dabei insbesondere das Moment des ›Virtuellen‹ spielt. Wenn wir in der gegenwärtigen medien- und technikgeschichtlichen Situation von Museumsvirtualisierung sprechen, dann bildet dabei fast immer implizit das Internet als Übertragungstechnologie für museale Inhalte die Szenerie der Diskussion. Es lässt sich trefflich darüber streiten, ob die Entwicklung zu irgendeinem Zeitpunkt eine andere Richtung hätte einschlagen können – verstanden sich doch die ersten selbsterklärten Online-Museen in den 1990er Jahren häufig noch als Gegenmodelle zur proprietären Museums-CD-ROM und damit auch zur Kontrolle von Kulturgütern durch Patente und Copyrights (vgl. Kac 1997: 295f.). Mit dem Internet (oder genauer dem World Wide Web, das für die überwältigende Mehrzahl der Nutzer dessen ›Ge- sicht‹ darstellt) hat sich nicht nur eine bestimmte technische Anordnung für die digi- tale Verbreitung musealer Inhalte durchgesetzt, sondern ein umfassendes mediales Dispositiv, das nun mit jenem des Museums zu konvergieren scheint. Dabei stößt uns schon die Metapher der ›Vernetzung‹ unweigerlich auf die Tatsache, dass Dispositive eben mehr sind als bloße »Diskurs-Infrastrukturen« (Bührmann & Schneider 2008: 51). Wären sie lediglich das mediale Gefüge hinter der stattfindenden Kommunika- tion, wäre ihre Analyse eine Angelegenheit für Systemingenieure. Dispositive sind vielmehr Analysemodelle, welche die Wechselwirkungen zwischen diesen Teilen in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken: Das Dispositiv selbst ist das Netz [Hervorhebung D.N.], das zwischen diesen Elementen ge- knüpft werden kann. (Foucault 1978: 120)
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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