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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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Netz und Virtualität | 93 netzwerken, welches der Duden mittlerweile immerhin als ein »schwaches Verb« der Umgangssprache einstuft und das »ein soziales Netzwerk aufbauen oder pflegen«3 meint, stellt gewissermaßen den Rückimport einer Versinnbildlichung dar. Nachdem die plastische Annahme von einem ›Netz‹ einige Jahrzehnte lang unser Vorstellungs- gebäude von der digitalisierten Gesellschaft geprägt hat, wird die digitale Vernetzung nun selbst zur Metapher für zwischenmenschliches Geschehen in der ›analogen‹ Welt ‒ womit, wie im Folgenden ausgeführt werden wird, eine unbeabsichtigte etymolo- gische Rückbesinnung einhergeht. Die ursprünglichen ›Netzwerke‹ waren zunächst die Werkzeuge der Fischerei, ehe dieses Wort im Zeitalter der Industrialisierung zunehmend auch auf Elektrizitäts- und Telegrafenleitungen, Schifffahrtskanäle und Bahngleise angewandt wurde (vgl. Stockhammer 2005: 200ff.). Im Zuge der Ökonomisierungs- und Industrialisierungs- prozesse des 19. Jahrhunderts wuchs der Anwendungsbereich des Begriffs ins Abs- trakte: Er konnte nun nicht nur eine Vielzahl konkreter, physischer Netze mit benenn- baren räumlichen Abmessungen beschreiben, sondern auch die in ihnen stattfinden- den prozeduralen Abläufe. Damit war ein Phänomenbereich benannt, der durchaus nicht neu war und u.a. im 1736 von Leonhard Euler als unauflösbar erkannten Kö- nigsberger Brückenproblem bereits vorweggenommen wurde: Nämlich die Pfade in- nerhalb geometrischer Systeme von Punkten und Linien mathematisier- und damit zugleich kommunizierbar zu machen. Das 19. Jahrhundert als Epoche sich rapide beschleunigender Güter- und Wissensproduktion benötigte Rechenmodelle, um die Bewegung sowohl von Waren als auch von Information innerhalb vernetzter Systeme beschreiben und beschleunigen zu können. Es prägte damit einen bis heute nachwir- kenden Netzwerkbegriff, der nicht mehr nur Arrangements von Verbindungslinien und Umschlagspunkten beschreibt. Vielmehr gehörten zu seinem Gegenstand nun auch die dynamischen Bewegungsabläufe und die Gesamtheit all jener Beziehungs- konstellationen, die sie bedingen. Hierin zeigt sich nicht nur eine Ausweitung des Netzwerkkonzeptes, sondern gewissermaßen eine Dopplung seines Bezeichneten: Zu jedem physischen, materiellen Netzwerk gehört ein gedachtes, das sich von diesem abhebt und in erster Linie eine Domäne des Planens und Simulierens bildet. Netz- werke werden zu einer Denkfigur, die zwar materielle Bezugspunkte, z.B. in Form von Schienen und Bahnhöfen oder Computern und Telefonleitungen hat, ihren be- sonderen Wert aber aus ihrer Fähigkeit zieht, von diesen zu abstrahieren (vgl. ebd.: 202ff.). Das 19. Jahrhundert entdeckte Netzwerke als Dispositive, ohne dass ihm die- ser Begriff zur Verfügung gestanden hätte. Der Entstehung eines Netzwerkkonzeptes, wie es seit dem ausgehenden 20. Jahr- hundert mit den digitalen Medien konnotiert ist, mussten indes noch einige weitere Entwicklungen vorausgehen. Katja Mayer diagnostiziert in den Natur- und Gesell- schaftswissenschaften des beginnenden 20. Jahrhunderts disziplinenübergreifend 3 http://www.duden.de/rechtschreibung/netzwerken vom 14.04.2018, Hervorhebung D.N.
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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