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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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106 | Dinge – Nutzer – Netze For a formal definition of our concept, the mathematical branch of topology will suffice. Ac- cording to my own copy of Webster᾿s New Twentieth-Century Dictionary, this is the theory of »those properties of geometric figures that remain unchanged even when under distortion, so long as no surfaces are torn.« Without too much discordance, I hope, the textonomical version of topology may be described as »the study of the ways in which the various sections of a text are connected, disregarding the physical properties of the channel (paper, stone, electromag- netic and so on), by means of which the text is transmitted.« (Ebd.: 60) Damit macht Aarseth interessanterweise das Problem der Sinnstiftung in Hypertexten zu einem räumlichen: Sie topologisch zu beschreiben und zu begreifen bedeutet, ei- nen analytischen Standortwechsel vorzunehmen und sich vom Blickwinkel des ›ge- wöhnlichen‹ Rezipienten zu lösen. Denn während dieser sich im Inneren des Laby- rinthes befindet und seine Optionen und Freiheiten nur begrenzt voraussehen kann, ermöglicht der topologische Blick es gewissermaßen, ›von oben‹ auf das Netz der Knotenpunkte und Verbindungslinien zu schauen. Dieser Blick wird dabei zugleich blind für das individuelle narrative Erlebnis, seine Aufmerksamkeit gilt der Fülle und Verwobenheit des Hypertextes, welche dem Leser als transversale Funktion der Tex- tentwicklung im normalen Rezeptionsmodus verborgen bleiben muss (vgl. ebd.: 61): Hypertexte heben zwar die (Mono-)Linearität klassischer Texte auf, schaffen aber keine Simultaneität der Inhalte. Sie in ihrer Struktur zu betrachten, heißt, sie nicht länger lesen zu können ‒ und sie zu lesen heißt, ihren Aufbau lediglich zu erahnen (vgl. Münker 1997: 125). Katja Mayer zufolge verdanken wir unsere Fähigkeit, solche abstrakten Netze überhaupt denken zu können, vor allem der Sozialpsychologie und hier insbesondere der in den 1930er Jahren entstandenen ›Soziometrie‹ des österreichisch-amerikani- schen Psychiaters Jacob L. Moreno. Die Soziometrie befasste sich in erster Linie mit der Beschreibung und Quantifizierung zwischenmenschlicher Beziehungen unter Vermeidung kategorischer Vorannahmen über deren Natur und Beschaffenheit. Ihr wichtigstes mediales Werkzeug war dabei die Darstellungsform des Soziogramms – gewissermaßen eine Landkarte bzw. ein Itinerar von Beziehungsverhältnissen in ei- nem sozialen System. Dieses wurde nunmehr als Netzwerk begriffen, in welchem die sozialen Akteure als Knotenpunkte und ihre wechselseitigen Verhältnisse als Verbin- dungsvektoren erscheinen. Dieses völlig ohne Klassifizierungen auskommende Mo- dell gesellschaftlicher Gruppen bricht den sozialen Status einzelner Personen auf ma- thematische Koeffizienten herunter, die sich aus der Anzahl der mit ihnen in Verbin- dung stehenden übrigen Akteure ergeben. Die Soziometrie nahm damit zugleich die Funktionsweise moderner Suchmaschinen vorweg (vgl. Mayer 2010: 68ff.): Will man sich in Hypertexten zurechtfinden, so muss man sie als etwas konzeptualisieren und darstellen, was sie eigentlich nicht sind ‒ nämlich als tatsächliche ›Netze‹, in denen die Verknüpfungen zwischen einzelnen Punkten nicht nur formale, sondern tatsächlich räumliche Verhältnisse vorgeben.
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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