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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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Netz und Virtualität | 113 Dabei ist aber in Wirths Deutung Hypertextualität keine vorgeschichtslose Erfin- dung der Moderne, sondern eine Fortsetzung von Intertextualität mit digitalen Mit- teln: Texte nämlich, so seine Feststellung, haben sich nicht nur schon immer aufei- nander bezogen, sie sind in dieser wechselseitigen Verbundenheit auch schon immer mental modularisiert worden. Intertextualität sei kein Dialog zwischen Texten im Ganzen, sondern »zwischen Textstellen, also aufgeschlagenen Büchern« (ebd.: 325). Genuin neu an digitalen Hypertexten sei, dass sie Intertextualitäten eine mediale Tat- sächlichkeit verleihen, weil der Link eben nicht nur verweist, sondern einen »wirkli- chen Sprung« (ebd.) vollziehe. Damit wird hier also im Gegensatz zu den meisten anderen gängigen Theorien des Hypertextes nicht etwa Virtualität, sondern Aktualität als sein entscheidendes Wesensmerkmal ausgemacht. Diese technisch unterbaute Aktualität jedes möglichen Sinnzusammenhangs ver- leiht, so Wirth weiter, dem assoziativen Spiel der Leseerfahrung durchaus ernstzu- nehmenden subversiven Charakter. Er verweist hierbei auf eine dem obigen Wikipe- dia-Beispiel sehr ähnliche Textstelle aus Umberto Ecos Roman Das Foucaultsche Pendel: Das Gestrüpp der vernetzten und verlinkten Querverweise entspräche dann jenem Spiel, »bei dem man durch Assoziationen in fünf Schritten von Würstchen zu Platon gelangen soll«.11 Man stellt sprunghafte Kontinguitäts- und Assoziationsbeziehungen an und gelangt so von »Würst- chen« zu »Schwein«, von »Schwein« zu »Borste«, von »Borste« zu »Pinsel«, von »Pinsel« zu »Manierismus«, von »Manierismus« zu »Idee« und von dort zu »Plato«. Das Prinzip der universellen Anschließbarkeit karnevalisiert alle pragmatischen Relevanzsysteme. (Ebd.: 329) Hypertexte implizieren damit eine »Poetik des Transports« (ebd.: 325), in welcher Verlinkung wiederum zu einer »Spur, ein[em] Abdruck einer diskursiven Strategie« werde: »Hier zeigt sich, ob die ›Ökonomie des Diskurses‹ bestimmten Relevanz- und Kohärenzkriterien folgt oder rein willkürlich den Leser in die Irre leitet« (ebd.: 326). 2.4.5 Detektive und Dandies Dementsprechend schaffe sich, so Wirth weiter, das digital-hypertextuelle Dispositiv zwei mit dieser Vermittlungslogik korrespondierende Lesertypen, die beide zwar auch im Umgang mit linearen Texten in Erscheinung treten können, bei jenem mit navigablen jedoch besondere Brisanz entwickeln. Auch hier bezieht er sich auf Über- legungen Umberto Ecos, in diesem Falle aus der Nachschrift zum Namen der Rose: Der Leser sei einerseits Detektiv und Fährtenleser (vgl. Eco 2012: 63ff.), der sich gewitzt im Labyrinth des Textes orientieren und zurechtfinden müsse, zugleich aber 11 Für die ursprüngliche Textstelle siehe Eco 2015: 293.
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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