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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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144 | Dinge – Nutzer – Netze der menschlichen Wahrnehmung und Welterfahrung − eben solche, die uns als ge- schlossene, von ihrer Umgebung und allen anderen Objekten abgesonderte Entitäten erscheinen. Das Objekt ist ein Gegenüber des Subjektes, um das wir eine verhältnis- mäßig klare kognitive Grenze gezogen haben. Das, was Hui ein Objekt nennt, ist weniger ein dem Menschen gegenüberstehen- der Gegenstand der Erkenntnis als eine bestimmte Funktionalität des menschlichen Erkenntnisapparates selbst: Objekte werden hier nicht als vorgefundene Tatsachen und Gegebenheit der äußeren Welt aufgefasst, sondern als ordnende Kategorien un- serer Erfahrung, deren Konstruiertheit besonders dort augenfällig wird, wo ihnen – wie im Falle digitaler Objekte – jedwede Anbindung an ein wie auch immer beschaf- fenes physisches Substrat abgeht, welches das bloße Objekt zum ›Ding‹ werden lässt und es schon a priori von allem anderen absondert. Für die Exponate des physischen Museums bedeutet dies, dass sie nicht nur in ihrer Eigenschaft als Sinnträger das Produkt einer zeitlich ausgedehnten semantischen Fügung sind, sondern dass sie auch als singuläre physische Objekte im Wahrnehmungs- und Erkenntnisapparat ihres Be- schauers erst ›gemacht‹ werden müssen. 3.2.4 Das ›Objekt‹ als Bewusstseinsgröße Von dieser Warte aus verwischen nicht nur die Grenzen zwischen physischen Dingen und deren digitaler Simulation, sondern schlechthin jene zwischen Objekten im ma- teriellen, dinghaften Sinne einer- und Objekten der Vorstellung, der Kommunikation und des Diskurses andererseits. Objekte sind nicht per Definition abgeschlossen oder vollständig, sondern werden prozedural von einem Bewusstsein erzeugt, das sich seine physische Umwelt handhabbar macht, indem es sie nicht nur in physikalische, sondern auch semantische und semiotische Funktionselemente zerlegt – welche es sich dann wiederum sinnhaft erschließen und in kontingenten Bezug zueinander set- zen kann. In seinen Texten zur Phänomenologie des inneren Zeitbewusstseins identifiziert Edmund Husserl eine Kategorie von Gegenständen der menschlichen Erfahrung, die er als »Zeitobjekte« bezeichnet. Zeitobjekte unterscheiden sich von materiellen Din- gen darin, dass sie nicht in jedem Augenblick ihrer Existenz in ihrer Gänze im Raum vorhanden sind. Vielmehr können Zeitobjekte, wie der Name schon sagt, nur im Zu- stand ihres zeitlichen Vorüberziehens erlebt werden, also eines Erscheinens und Ver- schwindens aufeinander folgender Einzelelemente: Idealtypische Zeitobjekte wären z.B. ein Musikstück, eine Sprachsequenz oder ein Filmausschnitt (vgl. Husserl 1985: 125ff.). Zeitobjekte können wir erleben, weil unsere Kognition selbst sich nicht nur im Verhältnis zum physikalischen Raum, sondern eben auch und vor allem entlang der Zeitachse entfaltet. Nach Bernard Stiegler ist unser Bewusstsein »wesentlich Dauer, und somit verfließen« (Stiegler 2009: 71).
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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