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Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
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menen Blicks auf diese Epoche, erst jetzt lässt sich „ohne diese ideologischen Altlasten über die Geschichte des 20.  Jahrhunderts nachdenken“.12 Die Literatur- wissenschaft hat hier noch großen Nachholbedarf. So betritt das vorliegende Buch in zweierlei Hinsicht wissenschaftliches Neu- land. Erstens geht es um die Entwicklung einer neuen Perspektive auf die öster- reichische Literatur der Zeit zwischen 1945 und 1966.13 Dabei stehen vor allem jene lange Zeit übersehenen Texte im Zentrum, die sich explizit mit dem zentra- len Epochenphänomen des Kalten Krieges auseinandersetzen. Freilich geht es nicht darum, Porträts von vergessenen oder wenig beachteten Texten, Autoren und Autorinnen aneinanderzureihen,14 sondern die Texte werden in ihrem his- torischen Zusammenhang, im Geflecht der zeitgenössischen politischen Diskur- se verortet und dargestellt. Der von Michel Foucault geprägte Begriff des Diskur- ses als Menge von „in ihrer Form verschiedenen, in der Zeit verstreuten Aussagen“15 dient hier dazu, Gegenstände aus verschiedenen kulturellen Bereichen und Medi- en, aus Romanen wie Tageszeitungen, Dramen wie Politikerreden, miteinander in Beziehung zu setzen. Die Diskurse sind das Verbindende zwischen diesen Tex- ten. „Der einzelne Text, der ein Gewebe aus Diskursfäden ist, die in ihn hinein- führen und ihn konstituieren, stellt stets auch eine je besondere Repräsentation dieser Diskurse dar, er formt sie mit und um als eine Diskursverarbeitungsma- schine“, wie Moritz Baßler formuliert.16 Und das gilt auch für literarische Texte, die auf ganz spezifische Weise in die Diskurse des Kalten Krieges involviert sind 12 Anson Rabinbach: Begriffe aus dem Kalten Krieg. Totalitarismus, Antifaschismus, Genozid. Weimar: Wallstein 2009, S.  73. 13 Die erwartbare Zäsur 1968 spielt für die österreichische Literatur- und Kulturgeschichte keine so große Rolle wie das etwa für die Bundesrepublik Deutschland der Fall ist. Mit 1966 als Gren- ze des Untersuchungszeitraums schließen wir uns der Epocheneinteilung in Wendelin Schmidt-Denglers Vorlesungen zur österreichischen Literatur an. Vgl. Schmidt-Dengler: Bruch- linien. 1966 war für die österreichische Literatur ein bedeutsames Jahr, eine Phase des Über- gangs vom Alten zum Neuen verbunden mit einem Generationenwechsel. Am 23.  Dezember stirbt Heimito von Doderer, eine zentrale Gestalt der österreichischen Nachkriegsliteratur. Sieben Monate zuvor hatte Peter Handke seinen berühmt gewordenen Auftritt beim Treffen der Gruppe 47 in Princeton, sein erster Roman Die Hornissen und sein berühmt gewordenes Theaterstück Publikumsbeschimpfung erscheinen im selben Jahr, ebenso andere zentrale Wer- ke von Autoren, die in den kommenden Jahrzehnten eine bestimmende Rolle in der österrei- chischen Literatur spielen werden, darunter Ernst Jandls laut und luise. 14 Ein solches Basislexikon findet sich im Anhang des Buches. 15 Michel Foucault: Archäologie des Wissens. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1981, S.  49. Foucault hat bekanntlich keine explizite Theorie des literarischen Diskurses entwickelt, insofern lehnen wir uns nicht im engeren Sinn an seine Theorie an. Das Interesse für die medien- und genreüber- greifende Formation historischer Aussagemengen ist aber ein wertvoller Impuls für die hier verfolgte Fragestellung (s.u.). 16 Moritz Baßler: Einleitung: New Historicism – Literaturgeschichte als Poetik der Kultur. In: ders. (Hg.): New Historicism. Literaturgeschichte als Poetik der Kultur. 2.,  akt. Aufl. Tübingen, Basel: UTB 2001, S.  7–28, hier S.  14. Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR 16 Einleitung
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Diskurse des Kalten Krieges Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Titel
Diskurse des Kalten Krieges
Untertitel
Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20380-3
Abmessungen
15.9 x 24.0 cm
Seiten
742
Kategorien
Geschichte Nach 1918
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