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Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
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draht“ (K 57), sich erst ein wenig weiter im Landesinneren befinden. Grenzver- lauf und Sperrvorrichtungen sind hier auseinandergetreten, für den einzelnen aber nicht minder bedrohlich. „Internationale Zone“: Die innerösterreichische Grenze Hans Werner Richter, bundesdeutscher Schriftsteller und Organisator der „Grup- pe 47“, beschreibt in einem Radiofeature aus dem Jahr 1952 den Unterschied der besetzten Städte Wien und Berlin: Wie wird dieses Wien von gestern heute sein? Liegt es nicht hinter dem Eiser- nen Vorhang? Ist es nicht gleich Berlin ein schwarz-weißer Punkt auf der großen Karte, die die Erde und unser Leben in Ost und West und West und Ost zerlegt? […] Quer durch die Stadt läuft die Grenze der feindlichen Lager. Weltanschau- ung hüben und drüben, Haß und Fanatismus. Und da ist dieses Wien, unter den gleichen Umständen lebend und doch eine Stadt der lautlosen Übergänge, der Verwischung aller Gegensätze, der Aufhebung aller Unterschiede.45 Die Hauptstadt Österreichs, „selbst eines der Krisengebiete des Kalten Krieges“46, stellt innerhalb der geteilten Topographie Europas aus Richters Blickwinkel einen Sonderfall dar. Sie sei charakterisiert durch verwischte Grenzen statt klarer Front- stellungen, durch Übergänge statt Absperrungen. Der österreichische Autor, Kritiker und Förderer junger Autorinnen und Autoren, Hans Weigel, eine zen- trale Figur in der österreichischen Kultur des Kalten Krieges, hebt ebenfalls die Sonderstellung Wiens zwischen den Fronten hervor. Die Zweimillionenstadt Wien, etwa die zehnt-größte der Erde, liegt nicht diesseits und nicht jenseits des Eisernen Vorhangs, sondern an jener einzigen Stelle, wo er nicht ganz dicht schließt, gleichsam im Zentrum einer Blase, die das metalle- ne Gebilde infolge eines Konstruktionsfehlers wirft. Wien ist sowohl östlich wie westlich und gleichzeitig weder westlich noch östlich. Die Flüchtlinge aus dem Osten atmen auf, wenn sie Wien erreichen, die Reisenden aus dem Westen, wenn sie Wien verlassen. Wien ist eine Art kurioses Niemandsland, eine Merkwürdig- 45 Hans Werner Richter: Wien 1952, ausgestrahlt am 2.12.1952 im NDR, zit. n. Helmut Peitsch: Vom Faschismus zum Kalten Krieg – auch eine deutsche Literaturgeschichte. Literaturverhält- nisse, Genres, Themen. Berlin: Ed. Sigma 1996, S.  296. 46 Günther Bischof: „Prag liegt westlich von Wien“. Internationale Krisen im Jahre 1948 und ihr Einfluß auf Österreich. In: Ders., Josef Leidenfrost (Hg.): Die bevormundete Nation, S.  315– 345, hier S.  316. „Internationale Zone“: Die innerösterreichische Grenze 35
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Diskurse des Kalten Krieges Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Titel
Diskurse des Kalten Krieges
Untertitel
Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20380-3
Abmessungen
15.9 x 24.0 cm
Seiten
742
Kategorien
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