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Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
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Thrillers Und einer folgt dem anderen (1951) von der österreichischen Polizei gewarnt. Ein Reflex der damals verbreiteten Praxis der Sowjetbehörden, Men- schen an der Demarkationslinie aus fadenscheinigen Gründen zu verhaften. Der sozialdemokratische Innenminister Oskar Helmer hat immer wieder gegen das Verhalten der Sowjets an den Zonengrenzen protestiert, wo Österreicherinnen und Österreicher verhaftet würden, ohne dass davon jemand erfahren würde, nicht einmal die österreichische Polizei, die dort oft nicht geduldet wurde. „Die holen ihre Schäfchen aus dem Zug, an der Demarkationslinie. Man sagt einfach, die Papiere waren nicht in Ordnung. […] Hunderte sind schon an der Demar- kationslinie geschnappt worden“, sagt ein sowjetischer Offizier in Internationa- le Zone (IZ 174). Die staatliche Ordnung ist in beiden Romanen labil, die rechtliche Unsicher- heit groß, da in den verschiedenen Zonen unterschiedliche Regeln gelten, die Besatzungsmächte vor allem ihre eigenen Interessen verfolgen und sich nicht der österreichischen Gerichtsbarkeit unterwerfen. Das hat zur Folge, dass sich auch gut illegale Geschäfte machen lassen. Fast das gesamte Personal der beiden Roma- ne ist in Schwarzmarkt- und andere verbotene Aktivitäten verwickelt. Aufgrund der Knappheit vieler Produkte und deren stark eingeschränkter Verteilung über Bezugsscheine entwickelte sich nach dem Krieg trotz schwerer Strafen ein lebhaf- ter Schleichhandel. „Damals war es sehr leicht, Geld zu verdienen, ob man nun mit Gold, Zigaretten oder Menschen Handel trieb; es lag einfach auf der Straße.“ (IZ 10) Die „Internationale Zone“ in der Wiener Innenstadt wird daher im Roman nicht nur als Grenze zu einem Ort der Unterscheidung und der Abgrenzung, son- dern auch zu einem Ort des Übergangs, der Annäherung und der Mischung, der eben auch den Schmuggel mit amerikanischen Zigaretten ermöglicht: Wien ist ein offenes Tor. Das letzte offene Tor zwischen Ost und West. Weißt du, warum es hier so ruhig ist? Weil sie hier verdienen. Zigaretten … das ist nur ein winziger Bruchteil. Öl, Eisen, Stahl, Textilien. Alles, was dein Herz begehrt. Schnaps, Medikamente. Devisen machen sie hier, für ihre Panzer und für ihre Kanonen. (IZ 92) Dennoch bleiben die Protagonisten des Romans den Bedingungen der jeweili- gen Zone des unter den vier Besatzungsmächten aufgeteilten Österreichs unter- worfen. Kostoffs Kollegen, dem Rumänen Georges Maine, der ebenfalls am Menschenraub beteiligt war, gelingt die Flucht aus einem russischen Internie- rungslager in der sowjetischen Zone Niederösterreichs in eine westliche Besat- zungszone, wo er sich in Sicherheit wähnt: Das Taxi erreichte nach zwei Minuten die Mariahilfer Straße, und von dem Au- genblick an, da Georges sich auf dem Boden der französischen Zone befand, spür- Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR 38 1 Die Grenze
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Diskurse des Kalten Krieges Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Titel
Diskurse des Kalten Krieges
Untertitel
Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20380-3
Abmessungen
15.9 x 24.0 cm
Seiten
742
Kategorien
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