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Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
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den Systemen, die die Menschen in Ost und West voneinander trennt als eine […] gläserne Mauer – aus einem grünen billigen Flaschenglas, das nur scheinbar durchsichtig ist und tatsächlich das Bild verzerrt –, und auch sie sehen uns durch dieses grüne Flaschenglas. […] Wir brauchen einen, der die- ses Glas zerbricht.77 Obwohl die erzählte Zeit nur dreißig Stunden umfasst, ist das Buch eine „verwi- ckelte, ineinander geschachtelte Konstruktion“,78 die sich aus dem Bericht des Ich-Er- zählers Andreas Wirz sowie aus zahlreichen Rückblenden in die Vor- und Nach- kriegsepoche zusammensetzt. Dazu mischt Neumann verschiedene Textsorten, wie Tagebuch- und Aktennotizen, Reflexionen und Dialoge im Roman miteinander. Als Grundgerüst der Handlung kann das Schicksal des Erzählers gelten: Gegen Ende der 1950er-Jahre kehrt Wirz, der nach dem „Anschluss“ 1938 als kommunistischer Aktivist in die Sowjetunion flüchten musste und dort im Zuge der „Säuberungen“ zu vierzehn Jahren Arbeitslager verurteilt worden war, in seine österreichische Hei- matstadt zurück. Die Ortschaft, wo er die Anwaltskanzlei seines Vaters Andreas Wirz senior übernimmt, befindet sich in unmittelbarer Grenznähe zu einem kom- munistischen Land. Wirz selbst erlebt sich in einem transitorischen Zustand. Als Grenzgänger, dem das „Odium des ehemaligen Kommunisten und ein latenter Ver- dacht auf Spionage anhaftet“,79 steht er an der Schwelle zu einem neuen Leben, poli- tisch zwischen den Blöcken und in der Selbsterfahrung zwischen Gegenwart und Vergangenheit: „Ich bin der zwischen den Fronten, der Ohne-Mich, den man von beiden Seiten her überfahren will. Ich bin die Dritte Macht!“ (DSM 194). Die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen, als Tatjana Wirz, die zweite Frau seines Vaters über die östliche Grenze her kommend, in Begleitung eines vermeintlich ungarischen Fürsten auftaucht. Hier wird die Grenze noch als deutschsprachigen Zentren. Berlin, Boston: de Gruyter 2014, S.  223–301, hier S.  257. Vgl. zu Neumanns Vermittlerrolle: Jens Thiel: Einleitung. Vom „Hamburger Spectaculum“ des PEN-Zen- trums Ost und West zum „Hamburger Streitgespräch“ der ZEIT – Ein Lehrstück aus dem Kal- ten Kulturkrieg in zwei Akten (1960/61). In: Ders. (Hg.): Ja-Sager oder Nein-Sager. Das Ham- burger Streitgespräch deutscher Autoren aus Ost und West 1962. Eine Dokumentation. Berlin: Aurora 2011, S.  7–32; Peter Paul Schwarz: Im „Starkstrom des west-ostdeutschen Spannungs- felds“. Über Robert Neumanns Marburg-Ostberlin-Projekt. In: Günther Stocker, Michael Rohr- wasser (Hg.): Spannungsfelder. Zur deutschsprachigen Literatur im Kalten Krieg 1945–1968. Wuppertal: Arco 2014, S.  41–66. 77 Bruno Frei: Festwöchentliche Nebenschauplätze. In: Tagebuch 18 (1963) H.  7/8, Juli/August, S.  10. Zitat im Original kursiv. 78 Heinz Liepmann: Die dunkle Seite des Schriftstellers Robert Neumann. In: Die Welt, 28.11.1959, zit. nach Jäger-Gogoll: Zwischen Exil und Remigration, S.  354. 79 Jäger-Gogoll: Zwischen Exil und Remigration, S.  354. Die Grenze zwischen Parodie und Mystifizierung 45
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Diskurse des Kalten Krieges Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Titel
Diskurse des Kalten Krieges
Untertitel
Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20380-3
Abmessungen
15.9 x 24.0 cm
Seiten
742
Kategorien
Geschichte Nach 1918
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