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Nach 1918
Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
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bar geheime[n] Wege[n]“ von Maruscha – „sie ist ja jetzt drüben“ (DB 270) – in das „Diesseits“ gelangt ist, beichtet diese den heimtückischen Mord. Franz dagegen, der „mit nacktem Oberleib, vom schwarzen Uferschlamm ver- schmutzt“ (DB 266) von „drüben“ zurückkommt, will sich an Tschamper rächen, da ihn dieser aufgrund seiner Zeugenschaft bei dem Verrat an Rosina Descher verschleppen ließ. Jedoch kommt ihm ein „volksdemokratische[s] Entführungs- kommando“85 zuvor, welches der Fährmann Elias Loth anführt, der bei seinem Auftritt mit den Insignien des stygischen Fährmanns Charon ausgestattet ist und Tschamper in das Reich hinter den Eisernen Vorhang zurückholt: Nun erscheint Elias Loth als Charon. Er läutet eine Glocke. Über der linken Schulter trägt er das große Steuerruder, nimmt es nun mit beiden Händen und, wie eine Sense es schwingend, unter dem gewaltigen Klang ferner To- desglocken, wie unter dem stampfenden Schritte des ewigen Charon ruft er: ‚Einsteigen! Einsteigen! Fort mit euch da! Die Zeit ist aus! Jedes an seinen Platz! Wartet mein Nachen draußen nimmer länger. Alles an seinen Platz! Im Hades ist Ruh! Im Hades trocknet die Träne, stirbt der letzte Wunsch, erlischt jedwedes Herz!‘ (Alles verschwindet.) (DB 281  f.) Während sich das gespenstische Entführungskommando auflöst und Tscham- per „drüben“ ob seines Verrats die gerechte Strafe erwartet, gibt es für Ilse ein „Happy End“ in Form der Versöhnung mit ihrem Mann Franz Pfadenhauer. Billingers Verfahren, aktuelle politische Konfliktfelder in mythologisch-ver- klärendem Gewand zu präsentieren, wurde von Zeitgenossen aller ideologischen Lager kritisiert. Dabei standen der Rezeption des Dramas nicht nur Billingers Verstrickungen mit dem Nationalsozialismus im Wege,86 sondern auch die Kon- stellationen des Kalten Krieges. Zur Donauballade bemerkte Friedrich Torberg, dass der „Eiserne Vorhang und die politischen Aspekte […], die im Verlauf des Stücks zur Sprache kommen“, nicht einmal mit der „Billingerschen Talmi-Rea- sind, weil „Frost oder Tauwetter“ ebenso wie Tiere oft „Kettenreaktionen“ auslösen würden. Dies würde den Tieren zum Verhängnis: zerfetzte Rehe und Wildschweine ebenso wie zerfetz- tes Rotwild wären die Folge (vgl. LV 204). 85 N.N.: Donau so flau. In: Der Spiegel, 23.9.1959, S. 76. 86 Billinger, der 1935 aufgrund seiner Homosexualität für mehrere Wochen im Konzentrations- lager Dachau interniert war, feierte dennoch während der NS-Zeit große Erfolge mit seinen Dramen und war auch im „Bekenntnisbuch österreichischer Schriftsteller“, das 1938 zum „Anschluss“ Österreichs an Hitlerdeutschland erschien, mit einem Beitrag vertreten. Allerdings war er nie Mitglied der NSDAP. vgl. Edith Rabenstein: Dichtung zwischen Tradition und Moder- ne: Richard Billinger. Untersuchungen zur Rezeptionsgeschichte und zum Werk. Frankfurt/M. [u.a.]: Lang 1988, S.  81–108. Die Grenze zwischen Parodie und Mystifizierung 49
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Diskurse des Kalten Krieges Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Titel
Diskurse des Kalten Krieges
Untertitel
Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20380-3
Abmessungen
15.9 x 24.0 cm
Seiten
742
Kategorien
Geschichte Nach 1918
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