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Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
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der UdSSR betonen fortwährend die Authentizität und den Realitätsgehalt ihrer Berichte, wie das schon bei Feuchtwanger erkennbar war. Die Bedeutung des öffentlichen Bildes der Sowjetunion zeigt sich auch, wenn Hans Weigel, einer der Protagonisten des kulturellen Kalten Krieges in Öster- reich, eindringlich vor der positiven Wertung von Kulturkontakten und den damit verbundenen wechselseitigen Besuchen zwischen den kommunistischen und den westlichen Staaten warnt. Diese Beziehungen seien vom sowjetischen Regime gesteuert und gereichten nur diesem zum Nutzen. Kulturkontakt auf- nehmen heißt laut Weigel, dem Osten „propagandistisch Schützenhilfe leisten“: „Jede Form der sogenannten Koexistenz auf kulturellem Gebiet ist ein Mittel östlicher Propaganda.“59 Besonders auch die wechselseitigen Besuchsreisen aus- gewählter Sympathieträger seien propagandistisch gefährlich, da sie über die alltägliche Wirklichkeit der Menschen im Ostblock hinwegtäuschen würden: Wie schwierig es für einen Nichtprominenten in den sogenannten ‚Volksrepubli- ken‘ ist, auch nur von Rumänien nach Ungarn oder von der Tschechoslowakei in die deutsche Sowjetzone zu reisen, das lesen ein paar hundert Leser, die es sowieso wissen, in der einschlägigen Presse. Die Millionen aber gewinnen den Eindruck, daß ‚man‘ in beiden Richtungen wieder reisen kann.60 Eine Reise hinter den Eisernen Vorhang steht auch im Zentrum von Konstantin Simonows Drama Die russische Frage61, das Anlass für eine politisch höchst auf- geladene Theaterdebatte im Wien der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde. Dar- in soll ein amerikanischer Reporter für seinen Arbeitgeber eine Reise in die Sowjetunion unternehmen und anschließend eine Reportage verfassen. Seine Schilderung fällt jedoch viel zu positiv aus, was dazu führt, dass er in den USA seine Existenzgrundlage verliert.62 Das Stück hatte, nachdem es im April/Mai 1947 im Deutschen Theater in Ostberlin aufgeführt wurde, für Aufruhr gesorgt 59 Hans Weigel: Erst: ko – dann: ex! Über die Unmöglichkeit echter kultureller ‚Koexistenz‘ und die Untunlichkeit der Versuche, sie vorzutäuschen. In: Kampf um die Freiheit im XX.  Jahrhun- dert. Über die Koexistenz in einer dreigeteilten Welt. II.  Jahreskonferenz des Komitees ‚Rettet die Freiheit‘ in Frankfurt/M., Paulskirche, 24./25. März 1960, o.  V., S.  1–7, hier S.  3. 60 Ebd. 61 Konstantin Simonov: Die russische Frage. Schauspiel in 3 Akten; (sieben Bildern). Wien: Glo- bus 1948. 62 Ein Gegenstück dazu liefert Jean-Paul Sartre mit dem Drama Nekrassov (1955), das ebenfalls die Schilderungen der Sowjetunion durch einen ‚Augenzeugen‘ und deren Funktion innerhalb der US-amerikanischen Propaganda zum Thema hat. Im Gegensatz zu Simonows Protagonis- ten liefert der vermeintliche Flüchtling Nekrassov das im Westen gewünschte Material. Mit dieser Figur spielt Sartre ausgerechnet auf den Rußlandreisenden Pierre Lazareff an. Vgl. Cau- te: The Dancer Defects, S.  329–334. Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR 72 2 Reisen ins Rote – Augenzeugen hinter dem Eisernen Vorhang
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Diskurse des Kalten Krieges Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Titel
Diskurse des Kalten Krieges
Untertitel
Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20380-3
Abmessungen
15.9 x 24.0 cm
Seiten
742
Kategorien
Geschichte Nach 1918
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