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Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
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Viktor Matejka, Linkskatholik und einer der drei Herausgeber des Tagebuch, schrieb in seinem Leitartikel des August/September-Heftes, Wien sei die geeig- netste Stadt für einen ersten Schritt dieser Veranstaltung in den Westen.74 Laut Matejka war die Veranstaltung umstritten: „Der Chefredakteur des Zentralor- gans der Sozialistischen Partei Österreichs [die Arbeiter-Zeitung] erklärte den Boykott zur Pflicht des Kalten Kriegers und nannte ‚die kommunistischen Agenten und Apparatschiks, die sie (die Jugendlichen) herumführen, Lügner und Schwindler‘.“75 Damit reagierte Matejka auf einen Artikel Oscar Pollaks in der Arbeiter-Zeitung, in dem der Vorwurf der Lüge an die kommunistische Organisation der Festspiele gerichtet wurde, weil sie den Jugendlichen verschwei- gen würde, dass es der österreichischen Bevölkerung ohne eine mächtige kom- munistische Partei wesentlich besser ginge. Pollak berichtete weiter, dass dem Wiener Vizebürgermeister das Mikrofon abgeschaltet wurde, als er über die Vorzüge der österreichischen Freiheit zu sprechen begann: Aber was Slavik ihnen gesagt hat, das haben wohl die unbefangeneren Teilnehmer des Festivals dann während ihres Aufenthalts auf andere Weise erfahren: nämlich mit eigenen Augen gesehen. Diese umgekehrte Propagandawirkung des kommu- nistischen Festivals in Wien: Die Schönheit einer freien Stadt, die Vorzüge eines freien Landes, eines Lebens in Freiheit zu sehen.76 Die Weltfestspiele wurden aus dieser Perspektive also auch als Propagandamög- lichkeit für den Westen angesehen. Nur wenige Tage zuvor hatte auch schon der US-Präsident Dwight  D. Eisenhower die Bevölkerung der Sowjetunion zum Augenschein im Westen eingeladen.77 Merz und Qualtinger löckten mit Geister- bahn der Freiheit wider den Stachel der westlichen Propagandalinie, indem es Jugendliche aus dem Osten zwar den Westen mit eigenen Augen sehen lässt, diese davon jedoch nicht restlos überzeugt und begeistert sind. Sympathien gegenüber dem Sowjetregime liegen den Autoren dennoch fern. Die Protagonisten von Geisterbahn der Freiheit sind Peter und Sosia, zwei Jugendliche aus dem Ostblock, die in Wien an den Weltjugendfestspielen teil- nehmen. Sosia erzählt Peter, dass ihr Bruder Werko, der plötzlich politisch in Ungnade gefallen ist, in ein Lager – vermutlich in die Sowjetunion – gebracht wurde. Peter ist der beste Freund Werkos und wird durch den Vorfall darin 74 Vgl. Viktor Matejka: Die größte Nachricht war nicht zu verschweigen. Zu den VII.  Weltjugend- festspielen in Wien. In: Tagebuch  14 (1959) H.  8/9, August/September, S.  1  f., hier S.  1. 75 Ebd. 76 O[skar]. P[ollak].: Nach dem Rummel. In: Arbeiter-Zeitung, 5.8.1959, S.  1  f. 77 Vgl. N.N.: Viele Russen sollen Amerika besuchen. Damit sie sehen, wie es wirklich ist – Eine Botschaft Eisenhowers. In: Arbeiter-Zeitung, 26.7.1959, S.  3. Reisen ins gelog’ne Land 79
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Diskurse des Kalten Krieges Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Titel
Diskurse des Kalten Krieges
Untertitel
Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20380-3
Abmessungen
15.9 x 24.0 cm
Seiten
742
Kategorien
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