Seite - 89 - in Die effektiven Konsuln Österreich(-Ungarns) von 1825-1918 - Ihre Ausbildung, Arbeitsverhältnisse und Biografien
Bild der Seite - 89 -
Text der Seite - 89 -
EingewöhnlicherTagesablauf füreinenKonsulatsleiter 89
Amtsleiter oft bis 20Uhr. Zum Missvergnügen der jungen Gattin arbeitete der
Geschäftsträger in Peking auch noch zu Hause und studierte manchmal bis zum
Schlafengehen amtliche Schriftstücke oder beschäftigte sich mit einschlägiger Li-
teratur, beklagte sich Paula von Rosthorn.197 1913 hatten die Kanzleibeamten der
k.u.k. Botschaft in Berlin in der Regel eine Arbeitszeit von 10 17Uhr mit gerin-
ger Unterbrechung.198 Zu der kurzen Zeitspanne für die Mittagspause melde ich
meinen Zweifel an. Das Mittagessen konnte man selten neben den Amtsräumen
einnehmen.
Of zial Hugo Houda hatte während einer provisorischen Gerenz als Urlaubs-
vertreter im Vizekonsulat Ni im Sommer 1903 Arbeitern aus Österreich-Ungarn
gestattet, in ihrer Mittagszeit im Amt ihre Erledigungen zu tätigen, damit sie
keinen Lohnabzug erleiden. Da der Amtsleiter schon vorher ausdrücklich eine
Änderung der Dienstzeit verboten hatte und der Of zial sich weigerte, diese bei
Amtsübergabezurückzunehmen,kamesnachdenvorgeschriebenenUntersuchun-
genzurStrafversetzung.199
Im Konsulat Zürich wurden die Zeiten der Sprechstunden von 10 12Uhr
auch noch 1898 aus den Tagen des Honorarkonsulates beibehalten, obwohl es seit
Dezember1885eineffektivesKonsulatwar.200
Konsul Ladislaus Tahy von Tahvár und Tarkeö beschwerte sich Anfang
April 1916 aus Bagdad, dass er seit Oktober 1913 ohne Urlaub Dienst im Tro-
penklima bei täglich 8 10 Stunden Arbeit leiste, ohne Rücksicht auf Sonn- und
Feiertage, weil ihm der erforderliche Beamtenapparat fehle.201 Gesellschaftliche
Verp ichtungenoderJagdaus ügedientennichtnurdemVergnügen.
3.6 EingewöhnlicherTagesablauf füreinenKonsulatsleiter202
Das Tagwerk eines Konsuls begann mit Zeitungslektüre der lokalen Presse des
Amtssprengels und der Heimat, wobei er besonders aufmerksam wirtschaftliche
Nachrichtenbeachtenmusste.DannkamdiePost.Dieseöffneteerselbst,umüber
denEinlaufrichtig informiertzusein.NebenamtlicherKorrespondenzgabesPri-
vatbriefe,dieoftungenügendfrankiertwurdenunddemAmtStrafportieintrugen.
Fast täglich ersuchten Philatelisten um Zusendung von Briefmarken. Dem folg-
ten viele Einladungen zu Wohltätigkeitsveranstaltungen und Bitten um Beiträge.
197 Kaminski/Unterrieder,S.11.
198 Agstner1992b,S.281.
199 ARF4/141Pe.Houda.
200 Agstner2000,S.23u.26.
201 NAR F4/155Pe.SchmidHeinrich.
202 Aus der Werkstätte eines österreichischen Konsuls. Von Sektionschef Alexander Günther,
ehemaligerKonsularinspektor.Maschinschrift,Abschrift. NAR F8/340.
Die effektiven Konsuln Österreich(-Ungarns) von 1825-1918
Ihre Ausbildung, Arbeitsverhältnisse und Biografien
- Titel
- Die effektiven Konsuln Österreich(-Ungarns) von 1825-1918
- Untertitel
- Ihre Ausbildung, Arbeitsverhältnisse und Biografien
- Autor
- Engelbert Deusch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.4 cm
- Seiten
- 736
- Schlagwörter
- Konsularbiografien, Konsularausbildung, Pflichten eines Konsuls, österreichisch-ungarische Konsulate, Arbeitsverhältnisse, Honorarkonsuln, Repräsentation
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918