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ElFo—Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2019), 1 (1), S. 15-23
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Naturwissenschaft im Kindergarten. Ein Forschungsprojekt zur Evaluierung der Spürnasenecke
- das Vorwissen der Kinder (naive Vorstellungen der Welt) ermitteln, um auf diesem aufzubauen
(Carey, 2000);
- den Kindern die Möglichkeit bieten, vielfältige Erfahrungen zu sammeln, dadurch werden die
bereichsspezifischen naiven Vorstellungen ausdifferenziert und ein konzeptueller Wandel wird
ermöglicht (Brown & Hammer, 2008);
- für einen konzeptuellen Wandel ist es notwendig, dass folgende Aspekte einbezogen werden: das
Kind ist unzufrieden mit dem vorhandenen Konzept, es gerät in einen kognitiven Konflikt, da das
bisherige Wissen und Verständnis nicht mehr ausreicht, um das unbekannte Phänomen zu
erklären, dadurch werden die Kinder offen für neue Ideen (Posner, Strike, Hewson & Gertzog,
1982);
- der kognitive Konflikt kann auch durch offene Fragen der pädagogischen Fachkraft ausgelöst
werden (z. B.: „Was geschieht, wenn …?“, „Was passiert da?“);
- das forschende Lernen braucht Begleitung, ansonsten werden die relevanten Konzepte gar nicht
bewusst.
Charakteristisch für diesen didaktischen Ansatz des Lernens ist, dass Kinder einen aktiven Part in der
Entwicklung ihres Verstehens und ihrer Lernstrategien einnehmen, indem sie Fragen stellen und sich
mit Problemen beschäftigen, die ihre Aufmerksamkeit erregen. Sie sammeln Beweise und erklären sich
damit die Welt. Begleitet werden sie in diesem Prozess durch pädagogische Fachkräfte, aber auch von
anderen Kindern. Harlen (2014, S. 8) definiert das auf einer eigenen Forschung basierte Lernen als
einen Prozess, in welchem Kinder ihr Verständnis für die Welt entwickeln, indem sie empirische
Beweise sammeln und verwerten, unter anderem durch die Nutzung von weiteren Quellen wie dem
Internet und anderen Medien; sie verwenden dazu Forschungsmethoden, wie sie von
Wissenschaftlern angewendet werden und sie berichten und reflektieren ihre gewonnen Erkenntnisse.
Der Verstehensprozess
Der Verstehensprozess beginnt mit ersten Erkundungen, diese offenbaren Merkmale/Eigenschaften
(z. B.: Welche Materialien schwimmen?), die zu Erinnerungen an vorangegangene Ideen oder
Erfahrungen führen und erste Erklärungen für das unbekannte Phänomen liefern („Ich glaube, es
könnte ein … sein“, „Es ist ähnlich wie …“, „Ich habe so etwas Ähnliches bereits gesehen“) in Form einer
Hypothese, welche überprüft wird (Harlen, 2014).
In einem nächsten Schritt wird geprüft, ob die existierende Idee in Form einer Hypothese eine
Vorhersagekraft aufweist. Dazu wird auf Basis der Hypothese eine Vorhersage formuliert und diese
überprüft. Zur Überprüfung der Vorhersage werden neue Daten bezüglich des thematisierten
Phänomens gesammelt eine Untersuchung wird durchgeführt, die Ergebnisse werden analysiert und
mit den Vorhersagen verglichen. Auf Grundlage der Ergebnisse können vorläufige Schlüsse darüber
gezogen werden, wie nützlich die ursprünglichen Ideen waren und mit den ursprünglichen Erklärungen
verglichen werden können. Auch falls die empirischen Beweise nicht mit den ursprünglichen
Erklärungen in Einklang zu bringen sind, hilft dieser Prozess, um die ursprünglichen Ideen und
Erklärungen zu überarbeiten. Wenn die empirischen Beweise die ursprüngliche Idee bestätigen, dann
wird diese Idee verstärkt und bekommt mehr Gewicht. Dieser Prozess der Entwicklung des Verstehens
durch das Sammeln von empirischen Beweisen, also dem Überprüfen von Hypothesen, wird als Lernen
ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Band Jahrgang 1 / Heft 1 / 2019
- Titel
- ElFo
- Untertitel
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Band
- Jahrgang 1 / Heft 1 / 2019
- Herausgeber
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 41
- Kategorien
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge