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Sustained Shared Thinking in dyadischen Interaktionen. Eine quantitative Analyse.
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ElFo – Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2020), 2 (1), S. 12-22
Sie beinhalteten, dass Kinder die Spielinhalte, Spielorte sowie Spielpartner selbst wählen, wobei die Fachkraft
durch Lehr-Lernangebote die freie Auswahl der Kinder eingrenzt (Siraj-Blatchford et al., 2002). Mit dem
Beobachtungsverfahren Target Child Observation (TCO; Sylva, Painter & Roy, 1980) wurden die
Aufzeichnungen kodiert. Das Instrument beinhaltet die Kategorien: Curriculum Area, Social Context, Learning
Activity und Adult‘s Pedagogical Interaction. Beobachtungen von einer Länge von 20 Minuten pro Kind sind
vorgesehen, innerhalb welcher Kodierungen in 30-Sekunden-Intervallen erfolgen. SST wird über fünf
Kategorien kodiert: Scaffolding, Extending, Discussing, Modelling und Playing (vgl. Abb. 1). Über eine
(qualitative) Kontingenzanalyse zeigte sich, dass über alle Lehr-Lernangebote, über alle Kindergruppen und
über das gesamte Altersspektrum der Kinder hinweg SST vermehrt in Dyaden auftrat. Gemäss Siraj-
Blatchford et al. (2002) gelingen SST in Interaktionen mit nur einem Kind häufiger, da die Fachkraft sich nur
auf die Bedürfnisse und den Entwicklungstand eines Kindes fokussiert und dadurch besser auf seine
individuellen Bedürfnisse eingehen kann.
Die Studie überprüft erstmals mit einem quantitativen Forschungszugang, ob ein Zusammenhang zwischen
dem Auftreten von Dyaden und dem Vorkommen von SST besteht. Dabei wird ausschliesslich der Kontext
des Freispiels (ohne Lehr-Lernangebote) und Beobachtungen in Kleingruppen (3-8 Kinder) berücksichtigt.
Zudem soll der Zusammenhang differenziert nach dem Alter der Kinder betrachtet werden.
Methode
Der Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Fachkraft-Kind-Interaktion und SST wurde wie folgt
analysiert.
Stichprobe
In die Studie wurden Fachkräfte und Kinder aus zwölf Kindertageseinrichtungen des Forschungsprojekts
Bildungs- und Resilienzförderung im Frühbereich (z. B. Wustmann & Simoni, 2013) einbezogen. Die Stichprobe
bestand aus zwölf Fachkräften (eine pro Kindertageseinrichtung) und 28 Kindern. Die zwölf Fachkräfte (elf
Frauen) waren im Durchschnitt 31.50 Jahre alt (SD = 9.10, Min. = 24.00, Max. = 48.00). Die Kinder, 14
Mädchen und 14 Jungen, waren zwischen drei und knapp fünf Jahre alt (M = 4.04, SD = .67, Min. = 3.00, Max.
= 4.74). Davon waren 13 Drei- bis Vierjährige und 15 Vier- bis Fünfjährige. Die Anzahl der Kinder in den
Gruppen variierte zwischen 3 und 8 Kindern (M = 4.54, SD = 1.81).
Videoaufzeichnungen
Die Fachkraft-Kind-Interaktion wurde jeweils vormittags in den Räumen der Kindertageseinrichtungen
aufgezeichnet. Eine schriftliche Einwilligung der Eltern der Kinder lag vor. Als Untersuchungsrahmen wurde
das Freispiel (ohne Lehr-Lernangebot) gewählt. Da die Aktivitäten der Kinder im Freispiel viele Freiheitsgrade
aufweisen und dadurch von den Fachkräften unterschiedlich gestaltet werden, bekamen sie den Hinweis, das
Freispiel wie an anderen Tagen durchzuführen.
Um möglichst alle Interaktionen zwischen Fachkraft und Kindern zu erfassen, orientierte sich der
Kamerafokus an der jeweiligen Fachkraft und ihrem direkten Interaktionsumfeld (Cusati Müller, Wustmann
Seiler, Simoni & Hedderich, 2019). Während der Aufzeichnungen wurde ein freundliches, distanziertes
Verhältnis zwischen den ForscherInnen, den Fachkräften sowie den Kindern angestrebt. Das Interesse der
Kinder an der Videokamera sowie den ForscherInnen flachte dadurch schnell ab.
ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Band Jahrgang 2 / Heft 1 / 2020
- Titel
- ElFo
- Untertitel
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Band
- Jahrgang 2 / Heft 1 / 2020
- Herausgeber
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Ort
- Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 36
- Kategorien
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge