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Konzeptdialoge als Instrument zur Erfassung kindlicher Präkonzepte und Vorstellungen zu
Naturphänomenen. Am Beispiel der Stabilität von Brücken
ElFo – Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2021), 3 (1), S. 32-49
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Diskussion und Ausblick
Die Ergebnisse der phänomenographischen Auswertung der Konzeptdialoge zeigen, dass die
306 Kinder verschiedene Vorstellungen und Präkonzepte zum Phänomen Stabilität von Brü-
cken mitbringen. Limitierend anzumerken ist, dass ein phänomenographischer Kategoriensatz
nur für die Stichprobe bzw. die Lerngruppe, in der er erhoben wurde, den Anspruch auf Voll-
ständigkeit besitzt (Marton & Booth, 1997). Das bedeutet, dass die hier vorgestellten Katego-
riensätze nur für die n = 306 Kinder im Vorschulalter gelten. Nichtsdestotrotz bieten die Er-
gebnisse einen Ausblick darüber, auf welchen verschiedenen Ebenen Kinder in ihren Präkon-
zepten und Vorstellungen zur Stabilität von Brücken bereits fachliche Aspekte in den Blick neh-
men und welche Anknüpfungspunkte sich daraus für weiteres professionelles Handeln erge-
ben.
Ziel einer qualitativ hochwertigen Interaktionsgestaltung (siehe auch Interaktionsgestaltung
im Kontext naturwissenschaftsbezogener Bildungsprozesse) ist es einerseits, Kindern die Mög-
lichkeit zu geben, sich mit Naturphänomenen handelnd und beobachtend auseinanderzuset-
zen. Um Interesse an Phänomenen möglichst früh zu entwickeln, können Kindern dazu inte-
ressante und ansprechende Lernumgebungen bereitgestellt werden, um ihnen so intensive
und vielfältige Erfahrung zu ermöglichen (Scholz, 2010). Auf Basis dieser Auseinandersetzung
werden Kinder in die Lage versetzt, selbst Vorstellungen zum Phänomen zu entwickeln. Aus-
gehend von diesen Vorstellungen können pädagogische Fachkräfte Kinder bei der Erarbeitung
von Erklärungen unterstützen, die sie mit ihren eigenen Worten ausdrücken können, sodass
anschlussfähiges Wissen konstruiert werden kann (Stern, 2005). Dadurch erhalten Kinder die
Gelegenheit, eigene kognitive Strukturen (Konzepte) zu konstruieren. Ein vom Handeln ge-
prägtes Erfahrungslernen macht die Vorstellungen und Präkonzepte zu einem Phänomen da-
mit zum Ausgangspunkt weiterer Erfahrungen. Bezogen auf das Thema Stabilität von Brücken
wäre das Bereitstellen von vielfältigem Material zum Bauen von Brücken, die den Kindern
mannigfaltige Erfahrungen ermöglichen, um daraus abgeleitet selbst Vorstellungen zum Phä-
nomen zu entwickeln, ein erster Schritt.
Darüber hinaus ist es jedoch auch notwendig, dass das daraus abgeleitete Wissen und die
kindlichen Konzepte mitzubedenken sind, um davon ausgehend eine naturwissenschaftliche
Sicht auf das Phänomen anzubahnen und die Kinder so sukzessive auch an (objektivierende)
Gesetzmäßigkeiten heranzuführen.
Anhand des Kategoriensatzes 2: Kräfte soll hier noch einmal beispielhaft dargestellt werden,
wie pädagogische Fachkräfte an die kindlichen Konzepte anknüpfen können.
Ein Teil der Kinder thematisiert die auf die Brücke einwirkenden Kräfte durch den Elefanten.
Sie nehmen dabei unterschiedliche Aspekte in den Blick. Die Kinder sprechen etwa davon, dass
die Brücke „platt wird, wenn der Elefant da raufgeht“. Außerdem nehmen einige Kinder neben
diesen möglichen Konsequenzen der Krafteinwirkung auch Lösungsideen in den Blick (bei-
spielsweise Verwenden von mehr Papier [2.2a] oder Hinzufügen von Bauteilen [2.2b]).
ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Band Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021
- Titel
- ElFo
- Untertitel
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Band
- Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021
- Herausgeber
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Ort
- Graz
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 109
- Kategorien
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge