Seite - 86 - in ElFo - Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Band Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021

Arbeitszufriedenheit elementarpädagogischer Fachpersonen in der COVID-19-Pandemie ElFo – Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2020), 3 (1), S. 85-97 86 2020b; Van Eickels et al., 2020). Kinderbildungs- und -betreuungsinstitutionen wurden seit März 2020 immer wieder teilweise ganz oder gruppenweise geschlossen. Eine Notbetreuung für Erzie- hungsberechtigte in systemrelevanten Berufen wurde die gesamte Zeit über gewährleistet (Be- schränkter Betrieb in Kinderbetreuungseinrichtungen zur Verhinderung der Ausbreitung von SARS- CoV-2, 2020 / 36. Verordnung, 2020). In dem vorliegenden Artikel werden mögliche Zusammen- hänge der COVID-19-Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen auf die Arbeitszufrieden- heit elementarpädagogischer Fachpersonen in Österreich untersucht. Auswirkungen von Maßnahmen auf den Elementarbereich Die Ergebnisse einer Studie von Cohen et al. (2020), die während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 in Deutschland durchgeführt wurde, zeigen auf, dass 96 % der befragten Eltern vor der Schlie- ßung der Kinderbildungs- und -betreuungsinstitutionen diese auch in Anspruch genommen haben und lediglich 13 % der Eltern ihre Kinder während des ersten Lockdowns in die Notbetreuung ent- sandten. Mit den damit verbundenen vielfältigen Maßnahmen sind elementarpädagogische Fach- personen vor besondere Herausforderungen gestellt. Die Ergebnisse der Studie Wie geht es den Kitas? des deutschen Jugendinstituts und des Robert-Koch-Instituts zeigen auf Basis einer telefoni- schen Umfrage, dass 68 von 83 Leitungen elementarpädagogischer Einrichtungen die Einhaltung der Distanz- und Abstandsregel innerhalb der Gruppe als besonders schwierig in ihrer Umsetzung be- werten. Laut ihren Aussagen wurden Kinderkrippenkinder plötzlich nicht mehr auf den Arm genom- men und getröstet oder durften nicht mehr auf dem Schoß der pädagogischen Fachperson sitzen. Ältere Kinder wurden zunehmend durch die wiederkehrenden Hinweise auf die Abstandsregel ver- unsichert. Erziehungsberechtigte durften großteils die Einrichtungen nicht betreten, sondern muss- ten ihre Kinder vor der Einrichtung abgeben und wieder abholen (Kalicki, 2021). Mit zunehmender Öffnung der Einrichtungen und der Rückkehr zum Regelbetrieb im Verlauf der COVID-19-Pandemie sind elementarpädagogische Fachpersonen zunehmend mit neuen Anforde- rungen konfrontiert. Das Ziel bleibt weiterhin, die Ansteckungen und Infektionswege trotz steigender Kontakte so gering wie möglich zu halten und sich selbst so gut wie möglich vor Infektionen zu schützen (BMFSFJ, 2020). Das Spannungsverhältnis zwischen Kinderschutz und pädagogischen Ansprüchen sowie die des In- fektionsschutzes und der Abstandsregeln beinhalten eine Reihe von Paradoxien und Dilemma-Situ- ationen der pädagogischen Praxis. Daraus können sich zusätzliche Herausforderungen und Konflikt- potentiale in der täglichen Arbeit der elementarpädagogischen Fachpersonen ergeben, da in den Situationen selbst meist immer wieder neu entschieden werden muss, was gerade Priorität hat (Alemzadeh, 2020). Elementarpädagogische Fachpersonen standen bereits im System der Kinder- bildungs- und -betreuungseinrichtungen vor der COVID-19-Pandemie durch Fachpersonenmangel und gestiegene Anforderungen stark unter Druck. Selbst unter Normalbedingungen gab es zu wenig Personal, zu große Gruppen und stetige Überlastungen des pädagogischen Personals (Strehmel & Overmann, 2018). All diese Eindrücke würden eine niedrige Arbeitszufriedenheit elementarpädago- gischer Fachpersonen vermuten lassen, weshalb diese für diesen Artikel in den Fokus gerückt wurde.