Seite - 94 - in ElFo - Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Band Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021

Arbeitszufriedenheit elementarpädagogischer Fachpersonen in der COVID-19-Pandemie ElFo – Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2020), 3 (1), S. 85-97 94 Fachpersonen von Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen mussten sich bereits vor der Pan- demie, unter Normalbedingungen, mit zu wenig Personal, zu großen Gruppen und stetigen Überlas- tungen des pädagogischen Personals auseinandersetzen (Strehmel & Overmann, 2018). Die stetig zunehmenden Anforderungen und Aufgaben, der Fachpersonenmangel und unbezahlte Mehrarbeit sind nur einige der Faktoren, die nach Schreyer et al. (2014) eine starke berufliche Belastung dar- stellen. Die von Alemzadeh (2020) beschriebenen möglichen zusätzlichen Herausforderungen und Konfliktpotentiale für elementarpädagogische Fachpersonen durch die COVID-19-Pandemie (Span- nungsfeld zwischen Kinderschutz, pädagogischer Ansprüche und Infektionsschutz und Abstandsre- geln) scheinen keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die Zufriedenheit der Tätigkeit von ele- mentarpädagogischen Fachpersonen zu nehmen. Auch die Ergebnisse der Studie von Schreyer et al. (2014) zeigen, dass Fachpersonen sich bereits ohne die Herausforderungen der COVID-19-Pandemie beruflich stark belastet fühlten und dennoch gerne ihren Beruf ausüben. Schreyer et al. (2014) sprechen hier von einem möglichen Charakteristikum dieser Berufsgruppe, welche trotz widriger Bedingungen mit hohem Engagement und Zufriedenheit arbeitet. Diese Er- gebnisse und die des vorliegenden Artikels lassen vermuten, dass diese Berufsgruppe hinsichtlich der Arbeitszufriedenheit besonders resilient gegenüber verschiedensten Herausforderungen zu sein scheint. Aus den Zusammenhangsanalysen in diesem Artikel geht hervor, dass es einen positiven Zusam- menhang mittleren Effekts zwischen der Bewältigung der COVID-19-Pandemie in der Einrichtung und der Zufriedenheit mit der eigenen Tätigkeit gibt. Darüber hinaus ist ebenfalls ein negativer Zu- sammenhang schwachen Effekts zwischen der Zufriedenheit mit dem Gehalt und der Zufriedenheit der eigenen Tätigkeit sowie der Zufriedenheit mit dem Gehalt und der Zufriedenheit mit der Bewäl- tigung der COVID-19-Pandemie in der Einrichtung zu erkennen. Weinert (1981) definiert Zufriedenheit als Konsequenz der Be- und Entlohnung auf die erbrachten Leistungen. Die Ergebnisse zeigen bezüglich des Gehalts eher eine Unzufriedenheit der befragten elementarpädagogischen Fachpersonen. Die niedrige Entlohnung der elementarpädagogischen Fachpersonen wird ebenfalls in Studien von Jungbauer & Ehlen (2015) und Nürnberg (2018) als ne- gativer Aspekt der Arbeit in diesem Berufsfeld angegeben. Es scheint sich also das gleiche Bild wie vor über 10 Jahren in Deutschland (Fuchs-Rechlin, 2007) aktuell auch in Österreich abzubilden. Da- bei kann vermutet werden, dass diese Angaben der Fachpersonen wenig bis gar nichts mit aktuellen Herausforderungen durch die Pandemie zu tun hat, da es hier um eine gewünschte gesellschaftliche Wertschätzung ihrer Arbeit im Allgemeinen geht (ebd.). Dies wird umso deutlicher, wenn das Gehalt als extrinsischer Motivationsaspekt in Zusammenhang mit intrinsischer Motivation wie beispiels- weise durch Tätigkeitsfreude betrachtet wird (Wiese & Stertz, 2019). Entsprechend interessant sind die Ergebnisse, dass Fachpersonen, die eher zufrieden mit der Bewältigung der COVID-19-Pandemie in ihrer Einrichtung oder eher zufrieden mit ihrer Tätigkeit in der elementarpädagogischen Einrich- tung sind, eher unzufrieden mit ihrem Gehalt sind. Die Ergebnisse legen nahe, noch weitere, auch strukturelle Merkmale in Bezug auf die Arbeitszufrie- denheit miteinzubeziehen, um ein differenziertes Bild davon zu bekommen, wie der hohe Verlust