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Zwischen dem Anspruch von Medienbildung und der Wirklichkeit im Kindergarten
ElFo—Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2019), 1 (2), S. 20-31
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Gerade wenn es um die Vermittlung von Werten geht, sehen die Pädagoginnen und Pädagogen große
Herausforderungen in Hinblick auf digitale Medien: „Einerseits eben im Internet findet man halt, ja sehr
viele Inhalte, sage ich jetzt einmal, die für Kinder nicht gedacht sind und die die Kinder auch nicht sehen
sollten. Und wenn da natürlich dann nicht geschaut wird, wo sie sich, also was sie da im Internet
machen und was sie sich genau anschauen“ (8). Dementsprechend klar positionieren sich die befragten
Pädagoginnen und Pädagogen in der Frage möglicher Regelungen bei der Nutzung von digitalen
Medien. Kontrolle, Zeitlimitierung, Grenzen etc. werden von vielen Befragten eingefordert, wobei
deutlich wird, dass sie hier in erster Linie die betreffenden Eltern in der Verantwortung sehen: „Ja also,
eben die Inhalte müssen halt einfach von einem Erwachsenen, finde ich, überwacht werden“ (8). Es ist
den Befragten aber auch bewusst, dass so ein Reglement nicht umfassend durchzuführen ist und die
Kinder in ihrem spielerischen Entdeckungsdrang „irgendwo hinein rutschen, was nicht mehr ihrem Alter
entspricht“ (9). Häufig seien, gemäß der Interviewten, Inhalte zudem nicht kindgerecht und ein
geeigneter Schutz für Kinder fehle, so „dass sie eventuell alles mitbekommen“ (9). „Kinder wissen dann
relativ bald, wie sie ihre Informationen bekommen. Die Frage ist natürlich und das kann man dann
überhaupt nicht mehr filtern, welche Informationen kriegen sie oder kriegen sie nicht viel zu viel
Informationen für ihr Alter“ (7). Aus Sicht der Pädagoginnen und Pädagogen bestehe das
Hauptproblem darin, dass Kinder digitale Medien ohne Begleitung nützten und dadurch Zugang zu
unpassenden und oft nicht altersadäquaten Apps und Spielen bekämen. Dass sich Eltern zu schnell auf
automatische Kindersicherungen verlassen, wird jedenfalls als unzureichend bewertet.
Auswirkungen auf psychische und physische Gesundheit
Die befragten Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen sind davon überzeugt, dass eine zu frühe
und nicht reglementierte Nutzung digitaler Medien Kinder in ihrer körperlichen, geistigen, psychischen
und sozialen Entwicklung beeinträchtigen kann. Genannt werden vor allem Haltungsschäden,
Beeinträchtigungen von Sinneswahrnehmungen, Sprachdefizite sowie Fantasielosigkeit und
Langeweile. „Es gibt auch dann öfters eine Einschränkung von taktilen und motorischen oder anderen
Sinneswahrnehmungen. Statt irgendetwas anderes zu machen, wirklich anzugreifen, zu be-greifen ... ja
fehlt das einfach“ (23). „Ja und dann auch auf die Sprache […] Sprache, was sie da oft hören, ja, das ist
ja […] Und das setzt sich dann aber so fort. Wenn die Sprache schon so […] verkümmert und dieser
Wortschatz, das setzt sich alles fort, in der Schule und, und […] Aufsatz schreiben“ (10). Das Potential
der digitalen Medien in den Bereichen Sprachförderung oder auch sozialer Kompetenz (beispielsweise
durch das Arbeiten mit Medien in Gruppen oder in Partnerarbeit) wird kaum gesehen. Dass manche
Medien wie beispielsweise Kindersendungen, die zum aktiven Mitmachen auffordern (Holler &
Schmidt, 2010) sogar den Spracherwerb fördern können, wird implizit negiert. Auch die Möglichkeit
der Verwendung von interaktiven Bilderbüchern oder Geschichtenapps findet keine Erwähnung,
obwohl diese im privaten Bereich bereits Fuß gefasst haben (Stiftung Lesen, 2012).
ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Band Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Titel
- ElFo
- Untertitel
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Band
- Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Herausgeber
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 77
- Kategorien
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge