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Zwischen dem Anspruch von Medienbildung und der Wirklichkeit im Kindergarten
ElFo—Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2019), 1 (2), S. 20-31
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Genannt wird in den Befragungen auch das Suchtpotenzial, welches durch eine zu starke
Reizüberflutung aufgrund übermäßiger Beschäftigung mit digitalen Medien bei den Kindern entstehen
könne. Die befragten Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen verweisen hier wiederum auf
fehlende Grenzziehungen seitens der Eltern. „Ja, dass sie süchtig werden, vielleicht. Ja, wenn man keine
Grenzen setzt“ (6). „Auch eine Reizüberflutung ist oft da und dann finde ich, dass das sehr nah zum
Suchtpotential halt eben führen kann“ (23). Dass es in vielen Familien durchaus Regeln bezüglich der
Medienverwendung gibt, zeigen beispielsweise die Ergebnisse der Oberösterreichischen Kinder-
Medien-Studie: Sowohl beim Fernsehen als auch bei der Nutzung von Computern oder Tablets zum
Spielen gibt es zeitliche Beschränkungen. Vor allem über Film- und Serieninhalte wird in den Familien
gesprochen (Education Group, 2018).
In diesem Zusammenhang wird auch kritisiert, dass die Beschäftigung mit digitalen Medien in den
Familien oft einen Ersatz für unmittelbare Kommunikation und Interaktion zwischen Eltern und
Kind(ern) darstellt. Eltern würden digitale Medien oft zum „Ruhighalten“ ihrer Kinder einsetzen, was
aus Sicht der Befragten in der Folge auch zu Beziehungsstörungen führen könne: „Ja und
Bindungsstörungen zwischen Eltern und Kind durch fehlende Interaktionen“ (23). Dieses „Alleinelassen“
der Kinder im Gebrauch digitaler Medien hätte u. a. auch zur Folge, dass Eltern letztlich auch die
Übersicht und Kontrolle über deren Medienaktivitäten verlören und Regulierungsversuche
zunehmend weniger Wirkung zeigen würden.
Die Befragten sind sich dahingehend einig, dass eine kritische Nutzung der digitalen Medien von den
Kindern erlernt werden müsse und dass derartige Prozesse eine entsprechende pädagogische
Begleitung und Kontrolle benötigen, „aber man solle es im Rahmen halten“ und auch die Risiken im
Blick haben: „Also davor habe ich irgendwie ein bisschen Angst bzw. dass sie einfach nicht auf die
Gefahren aufmerksam gemacht werden“ (26).
Potentiale digitaler Medien
Eine wichtige Frage im Leitfadeninterview widmete sich auch den Chancen und Potenzialen von
digitalen Medien im Kindergarten. Die vorliegende Studie macht deutlich, dass
Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen den Nutzen digitaler Medien im Kindergarten vor allem in
der Verwendung als (methodisches) Werkzeug sehen. Wo sich die Arbeit im Kindergarten damit
erleichtern lässt, werden digitale Medien eingesetzt bzw. digitale Geräte entsprechend genutzt: „Ich
finde das immer so spannend, wenn die Kinder was fragen und wir haben jetzt gerade nicht ein Buch.
Also das finde ich toll, dass ich sagen kann, ja, wir schauen im Internet nach, wir googeln das mal“ (9).
Neben einer unkomplizierten Art der Informationsbeschaffung hilft die Nutzung digitaler Medien den
Fachkräften vor allem bei der Alltagsorganisation des Kindergartens:
ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Band Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Titel
- ElFo
- Untertitel
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Band
- Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Herausgeber
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 77
- Kategorien
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge