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Aufnahmekriterien frühpädagogischer Betreuungseinrichtungen im Vergleich
ElFo—Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2019), 1 (2) S. 53-62
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einen Platz für ein weiteres Kind zu bekommen. Die deutlichsten Unterschiede zwischen KiTas und
Tagespflegepersonen zeigen sich bezogen auf Geschwisterkinder und die soziale Bedürftigkeit der
Eltern. Zwar werden diese beiden Aufnahmekriterien von Erzieherinnen und Erziehern als relevanter
angegeben als von Tagespflegepersonen, dennoch muss darauf hingewiesen werden, dass die
Ausprägungen der Tagespflegepersonen im mittleren (neutralen) Bereich liegen und keine Ablehnung
erfahren. Dass das Kriterium der Berufstätigkeit der Eltern sowohl in KiTas als auch Tagespflege nur
eine vergleichsweise geringe Zustimmung erfährt, überrascht. So wird nicht nur die generelle
Erwartung an frühkindliche Betreuungseinrichtungen gestellt, dass sie die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf gewährleisten (Spieß, 2011), im Tagesbetreuungsausbaugesetz wird explizit darauf
aufmerksam gemacht, dass Betreuungsplätze für Kinder von erwerbstätigen Eltern vorzuhalten sind
(Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2004).
Auf folgende Limitationen muss hingewiesen werden: Die (deskriptive) Analyse der Aufnahmekriterien
lässt keine Schlüsse darüber zu, ob und wie diese bei der Aufnahme von Kindern umgesetzt werden.
Interessant erscheint ebenfalls die Frage, ob diese transparent gemacht werden, Eltern also wissen,
welche Aufnahmekriterien die einzelne Einrichtung hat oder nicht. Weiter erscheint es plausibel, dass
weitere Aufnahmekriterien vorliegen, diese jedoch in den Listen, die den Fachkräften vorgelegt
wurden, nicht enthalten waren, die abgefragten Kriterien also nicht gänzlich mit der Realität der KiTas
und Tagespflegepersonen übereinstimmen. Hier zeigt sich das Potenzial von offenen, qualitativen
Untersuchungsdesigns. Es erscheint überdies denkbar, dass vereinzelte Einrichtungen keine
Aufnahmekriterien haben. Die Fragen, welche Rolle Aufnahmekriterien spielen, ob sie Eltern
transparent gemacht werden und tatsächlich einen Einfluss auf die Umsetzung des
Betreuungswunschs haben, wie auch mögliche Abhängigkeiten von spezifischen Trägerstrukturen oder
sozialräumlichen Bedingungen wie Sozialschicht der Nutzerinnen und Nutzern, bieten interessante
Anknüpfungspunkte für zukünftige Forschungsvorhaben. Insbesondere die unterschiedlichen Gruppen
der Nutzerinnen und Nutzer könnten ein möglicher Anhaltspunkt für die berichteten
Mittelwertunterschiede in den Aufnahmekriterien sein. Möglicherweise führt ein unterschiedliches
Klientel zu einer unterschiedlichen Gewichtung von Aufnahmekriterien von KiTas und Tagespflege.
Der Beitrag ging unter anderem davon aus, dass Eltern teilweise aufgrund von spezifischen
Zugangshürden ihre Betreuungswünsche nicht umsetzen können. Individuelle Aufnahmekriterien
könnten hier eine bedeutende Rolle spielen. Entsprechend kann die praktische Implikation formuliert
werden, dass Eltern im Sinne der Transparenz über diese aufgeklärt werden sollten, um so die
Möglichkeit zu haben, auf diese zu reagieren, oder bei Nichterfüllen eines Kriteriums sich um einen
Platz in einer anderen Einrichtung bemühen zu können.
ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Band Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Titel
- ElFo
- Untertitel
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Band
- Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Herausgeber
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 77
- Kategorien
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge