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Kategorisierung der Dinge des pädagogischen Alltags. Interaktionsorientierte Benennung unbelebter Akteure
ElFo – Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2021), 3 (2), S. 7-17
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Fachkraft für spezifische Bildungszwecke und daran gebundene konkretisierte
Handlungsabläufe in die Einrichtung gebracht werden. Gleichsam gibt es Dinge, die dafür
vorgesehen sind, nach einer Einführung durch die Fachkraft von den Kindern selbstständig
genutzt zu werden ([3a] Selbstbildungsmaterial). Die Dinge haben dabei eine geringere oder
größere Freigabe bezüglich kreativer Spielhandlungen. So präsentiert die Fachkraft das
Selbstbildungsmaterial zwar zunächst und unterweist die Kinder in die richtige Handhabung,
das Ding ist aber von vornherein für eine selbstbestimmte Handlung der Kinder vorgesehen.
Darunter fallen beispielsweise Brettspiele, aber auch Farbstifte und andere Bastelmaterialien.
(3b) Die Bildungsmaterialien hingegen werden von der Fachkraft eingeführt und auch exklusiv
von der Fachkraft beansprucht. Oft sind dies besonders hochpreisige Dinge, wie der Rahmen
eines Bilderbuchtheaters, das Material für die Jahreszeitendarstellung im Morgenkreis oder
Handpuppen. Eine weitere Kategorie bilden die Dinge, die von der Fachkraft eingeführt
werden und der Organisation des Alltags in der Gruppe dienen. Die Kinder greifen auf den
Informationsgehalt (3c) der Organisationsmaterialien selbst zu, ohne sie aber in ihr
Spielgeschehen einzubinden. Wochen- oder Tagespläne, Karten zur Begrenzung der
Kinderanzahl in Räumen oder auch Essenspläne fallen in diese Kategorie.
Auf der anderen Seite finden sich Dinge, die primär von den Kindern benutzt oder sogar von
ihnen in die Einrichtung gebracht wurden. (4) Das kindexklusive Material sind solche Dinge,
die jedes Kind selbst in die Einrichtung mitbringt und für eigene Zwecke verwendet. Darunter
fallen beispielsweise Rucksäcke und darin befindliche Behälter für Essen oder Trinken.
Ebenfalls von den Kindern genutzt ist (5) das Spiel- und Kommunikationsmaterial, das oft
zunächst als Selbstbildungsmaterial in die Einrichtung gelangt. So werden beispielsweise
Bauklötze mit einem bestimmten Zweck von der Fachkraft in die Einrichtung gebracht. Sie
kann damit mathematisches Denken anregen wollen, freies Konstruktionsspiel ermöglichen
oder die Einbindung in Rollenspiele vorsehen. Mit der Platzierung im Gruppenraum und der
fehlenden Inanspruchnahme ermöglicht sie den Kindern entsprechend, das Ding als
Spielmaterial zu beanspruchen und selbsttätig damit umzugehen. Prinzipiell ist dies aber für
alle Dinge möglich, die im Umfeld der Kinder in der Einrichtung existieren. Dabei sind neben
Spielhandlungen auch freie Gespräche der Kinder über das Ding möglich.
Die Dinge wechseln die Kategorien dynamisch, je nachdem, wie sich das konkrete
Handlungsnetzwerk ausgestaltet, in das sie eingebunden sind. Diese Wechsel können
innerhalb weniger Sekunden mehrfach stattfinden. Ein Beispiel illustriert den
Kategorienwechsel:
Die Fachkraft bringt eine neue Teekanne für den Eigengebrauch mit, da die alte ihr optisch
nicht mehr zusagt. Sie stellt diese neue Kanne auf den Tisch im Gruppenraum, der durch
Büromaterial, eine spezifische Ordnung und die klare verbale Markierung der Fachkraft
(„Nein, das sind die Arbeitssachen. Da dürfen nur wir Erwachsenen dran.“) als Raum der
Fachkraft gekennzeichnet ist. Damit bleibt diese Kanne zunächst fachkraftexklusiv. Einzelnen
Kindern fällt nun auf, dass auf dem Tisch zwei Kannen stehen und sie sprechen die Fachkraft
ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Band Jahrgang 3 / Heft 2 / 2021
- Titel
- ElFo
- Untertitel
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Band
- Jahrgang 3 / Heft 2 / 2021
- Herausgeber
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Ort
- Graz
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 33
- Kategorien
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge