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MotivationdesSchreibens 25
realitervielmehrsachlich,unmenschlichunddiskriminierend, sodassFrau-
envielfachsexuellerAusbeutungdurchVorgesetzte,unsicherenAnstellungs-
verhältnissenundungleicherBezahlung imVergleichzuMännern,die ihre
Machtpositiongefährdet sehen,gegenüberstehen:„VeralteteVorstellungenund
unterbewußteWünschevonder‚MinderwertigkeitderFrau‘hemmennochim-
merdieLebensmöglichkeitenderFrau imBeruf“,49konstatiertSusanneSuhr,
VerfasserineinerBroschüreüberdieSituationderweiblichenAngestelltenaus
demJahr1930.
FrauenhabenzwarmännlichkonnotierteBerufsfelderwiePolitik,Wissen-
schaftundKunstfürsicherobert,„dietypischeerwerbstätigeFrauderMasse“50
istaberdieAngestellte,die,obbürgerlicheroderproletarischerHerkunft, ihr
eigenesGeldverdient, eigenständigundunabhängigseinwill. IhreZahl steigt
imZugederAusweitungdesHandels,derKonzernbildungsowieRationali-
sierungnachamerikanischemVorbildMitteder1920er Jahrezunächst stark
an.MitaufkommenderWeltwirtschaftskrise ist inden1930er Jahrenaberein
konservativerRollback zu verzeichnen, in demFrauenvermehrtwieder in
traditionelleRollenalsGattin,HausfrauundMutterzurückgedrängtwerden.51
MotivationdesSchreibens
DiegesellschaftlichenVeränderungenmüssenauchbeiderFragenachderMoti-
vationderAutorinnenfürdasSchreibeninBetrachtgezogenwerden,wobei im
FalleFeldmanns,derenfrüheSchriftennochindasbeginnende20. Jahrhundert
fallen,andereVoraussetzungengeltenals fürdie jüngereAutorinnengeneration
derZwischenkriegszeit.
Im19. JahrhundertveränderndiegesellschaftlichenUmbrüche infolgeder
IndustrialisierungvorallemdieSituationderFrauenausdemBürgertumnach-
haltig: späteresHeiratsalter,höhereLebenshaltungskostenundstagnierende
GehältersowiedieVerarmungdesBeamtenstandeszwingenFrauenausbürger-
lichenFamilien, selbst für ihrenLebensunterhaltaufzukommen.WardieRolle
derFrauendieserSchichtbisdahin fast ausschließlichaufdiederHausfrau
undMutterbeschränkt, soergibt sich imausklingenden19. Jahrhundert für
FrauendieNotwendigkeit einerberuflichenErwerbstätigkeit.
49 SusanneSuhr:DieweiblichenAngestellten.Berlin1930.S. 5.http://library.fes.de/pdf-files/
bibliothek/bestand/a-12366.pdf (Stand:15.07.2013).
50 Ebd.:S. 3–4.
51 Vgl.:ElisabethH.Debazi:WanderndeGeschlechter.DiskurseüberdasAufbrechenvonGe-
schlechterrollen imFeuilletonder20er Jahre. In:Primus-HeinzKucher; JuliaBertschik(Hg.):
„baustelle kultur“.Diskurslagen inderösterreichischenLiteratur 1898–1933/38.Bielefeld.
Aisthesis2011.S. 217–249.
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0 | CC BY-NC-ND 4.0
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Else Feldmann: Schreiben vom Rand
Journalistin und Schriftstellerin im Wien der Zwischenkriegszeit
- Titel
- Else Feldmann: Schreiben vom Rand
- Untertitel
- Journalistin und Schriftstellerin im Wien der Zwischenkriegszeit
- Autor
- Elisabth H. Debazi
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21213-3
- Abmessungen
- 15.8 x 23.4 cm
- Seiten
- 306
- Schlagwörter
- L
- Kategorie
- Biographien