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ZwischenGhettogeschichteund‚Trauerspiel‘ 73
chungeninrenommierterenundfür literarischeBesprechungenrelevanteren
ZeitungenundZeitschriften–wieu. a.derNeuenFreienPresse,derZeit,dem
NeuenWienerTagblatt–erscheinenalsdieNegativ-Stimmen,die, abgesehen
vondenbeidenobenerwähnten,entweder infürTheaterkritikenwenigermaß-
geblichenOrganenwiedem IllustriertenWienerExtrablattoderaber inrechts
ausgerichtetenPublikationsorganenwiederReichspost,derdeutschnationalen
OstdeutschenRundschau sowie derÖsterreichischenVolkszeitung zufinden
sind.WasdieGewichtungpositiverundnegativerReaktionenbetrifft,kanndie
AufnahmevonFeldmannsStückdemnachalsausgeglichenbetrachtetwerden.
TrotzbereitsangeführterSchwierigkeiten–wiedesEinbruchs ineinebisda-
hinMännernvorbehalteneGattung,festverankerterVorstellungenvonFrauen-
figurenaufderTheaterbühne, fehlenderZugehörigkeit zu literarischenZirkeln
der Jahrhundertwende,derUnausgegorenheiten inder technischenUmset-
zungsowiemisogynerundantisemitischerVorurteile vonSeitenderKritik
–haben sich einigeFrauen,mitmehroderwenigerErfolg, andenweniger
wirkmächtigen–weil anspruchsloseren–GattungenwieVolksstück,Komödie
oderLustspielalsDramatikerinnenversucht.EineTradition,dieallerdings im
StadiumihrerEntwicklungvombeginnendenAustrofaschismusabgebrochen
wurde.
Bei ihrerAnalyse vondramatischen StückenweiblicherAutorschaft, die
indenerstendrei Jahrzehntendes20. Jahrhunderts entstandensind,macht
GómezPatomehrereKennzeichenaus:221 zumeinendieVorwegnahmevon
expressionistischenundavantgardistischenMerkmalensowiedasHinausge-
henübernaturalistischeTendenzen,zumanderendieVerarbeitungstädtischer
WahrnehmungskategorienwieSimultaneität, Schnelligkeit undFragmenta-
rismus.WeitersdieBevorzugungderKategoriedesRaumesvorderderZeit,
dasAufzeigendesEinwirkensdesMakrokosmos indenMikrokosmosFamilie,
diedamitvoneinemehemalsprivatenzueinemhochpolitischenRaumwird,
sowie,dass inTextendieserSchriftstellerinneneinzumeist feministischesund
sozialistischmotiviertesEngagementzuTagetritt.
MachtstrukturenwerdenanhandderSprachverwendungeinzelnerFiguren
aufgezeigt,dieHerrschaftsbeziehungenzwischendenGeschlechternundsozia-
lenSchichtenaufdecken,ohnesieexplizitanzusprechen.EbenfallsalsMerkmal
dieser literarischenGenerationauszumachensinddieStilmitteldesHumors,
der Ironie sowiederGroteske,dieauchbeiösterreichischenAutorinnenspäte-
rerGenerationenzufindensind.222
IndemSchrei,denniemandhört! sindnaturalistischeEinflüssewieGedan-
kenstriche,Verwendungdes Idiolekts, abgebrocheneSätze,Alltagsspracheund
221 Siebezieht sichdabeiaufStückevonElsaBernstein,ElseFeldmannundVezaCanetti.
222 Vgl.:RosaMartaGómezPato:SchriftstellerinnenderWienerModerne.O. a.: S. 109.
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0 | CC BY-NC-ND 4.0
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Else Feldmann: Schreiben vom Rand
Journalistin und Schriftstellerin im Wien der Zwischenkriegszeit
- Titel
- Else Feldmann: Schreiben vom Rand
- Untertitel
- Journalistin und Schriftstellerin im Wien der Zwischenkriegszeit
- Autor
- Elisabth H. Debazi
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21213-3
- Abmessungen
- 15.8 x 23.4 cm
- Seiten
- 306
- Schlagwörter
- L
- Kategorie
- Biographien