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2 EinfĂĽhrung
bederLernet’schen(Teufels-)Figuren„inderTraditiondesgefallenen
EngelsnocheinenSchimmervomAzurdesHimmels“.64
Die Begegnung mit Lotte Sweceny muss dem – Schickalsfügungen
und geheimnisvollen Zufällen durchaus zugeneigten – Autor desBaron
Bagge65 seltsam berĂĽhrt haben, hatte er doch 1936 in seiner Novelle
den namengebenden Protagonisten auf eine „Charlotte [!] Szent-Kiraly“
treffen lassen:
Ich sah jetzt, daßsiehochgewachsenwar,ungewöhnlich schlank,
und daĂź sie mit unwahrscheinlicher Anmut, sozusagen schwebend,
dastand. Ihre Augen waren von strahlendem, phantastischem Blau,
als spiegeltenganzeHimmelsräumesich in ihnen,und immerauf
michgerichtet,ohnedaßdieWimperngeschlagenhätten,etwawie
die Augenvon Göttinnen, von denenman sagt, daß ihreWimpern
nicht schlĂĽgen.66
Das Ă„uĂźere Lotte Swecenys kommt dieser Beschreibung recht nahe: Die
Porträts Lotte Swecenys als Kind von Oskar Kokoschka (siehe Abb. 6)
und Helene Winger (siehe Abb. 5) zeichnen sich durch Augen von
auffallender Bläue aus; Fotos der Erwachsenen zeigen eine schmale,
mitunterandrogynwirkendeErscheinung(sieheAbb.7f.).
Unter welchen Umständen Lotte Sweceny und Alexander Lernet-
Holenia sich kennenlernten, muss bis auf Weiteres der Vermutung ĂĽber-
lassen bleiben.67 Recht wahrscheinlich ist, dass sie sich im „Café Herren-
hof“begegneten,das inderZwischenkriegszeit einenKreis von–dem
„Ständestaat“unddemNS-Regimemeist ablehnendgegenüberstehen-
den–Intellektuellenbeherbergte.Nichtwenigevonihnenbrauchtennur
wenigeSchritteausdemHochhaus inderHerrengasse–wovielevon
ihnen wohnten und arbeiteten68 – zu gehen, um zu „ihrem Caféhaus“
zu gelangen. Der Publizist Milan Dubrovic hat zahlreiche Mitglieder
diesesKreises in seinerVeruntreutenGeschichteporträtiert. Im„Herren-
hof“ verkehrteauchLernet-Holenia,wenner inWienwar, etwa inder
64 Funk:ArtistischeUntergänge, S.29.SiehedazuauchZondergeld:BlaueAugen,nackte
FĂĽĂźe,passim.
65 Berlin:S.Fischer1936.
66 AlexanderLernet-Holenia:DerBaronBagge.Novelle.Wien:PaulZsolnayVerlag1998,
S.44.
67 Möglich, dass die von Roman Rocˇek geplante Briefedition auch hier Aufschluss gibt. Zur
Vermutung,dieVerbindungLernets zurFamilieSteinkönnte sichübereineRegiments-
Kameradschaft ausdemErstenWeltkriegergebenhaben, vgl. S.369.
68 Vgl.Kap.6.6.2.
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Title
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Subtitle
- Briefe 1938-1945
- Author
- Christopher Dietz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 468
- Categories
- Weiteres Belletristik