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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny - Briefe 1938-1945
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2.2 Bedeutung fürBiografieundWerk mitunter einer Spielart der „verdeckten Schreibweise“118, welche die Erwartung des Regimes, statt sie auf dem Wege etwa der Allegorie zu unterlaufen, gleichsamübererfüllt – in inhaltlicherwie in sprachlicher Hinsicht. So wären auch die unvermutet gehässigen Ausfälle gegen „die Polen“,die imkrassenWiderspruchzurAnteilnahme,dieLernetsAlter ego Wallmoden in Mars im Widder gegenüber seinen – ihm wie dem Autor aus dem Ersten Weltkrieg noch als Kameraden erinnerlichen – Gegnern empfindet,119 stehen, zu erklären: „Ich habe einen schreckli- chenHassgegendiePolendavongetragen.WasdieseMenschengetan haben,warvonAnfangbis zumEndeblöd,widerwärtig, gemein,dumm, feig und hysterisch“ (S.105). Ebenso in diesen Erklärungszusammen- hanggehörenwohldiejenigenStellen indenBriefenanLotteSweceny, in denenLernet den „Führer“ bzw. dessenTaten und Äußerungen mit etwaszuhoch temperierterPanegyrikbedenkt: Hast Du den wunderschönen Artikel des Führers über den Neubau der Reichskanzlei gelesen? Seltenhat jemand so klar und bezeich- nendüberArchitekturgesprochen. (S.96) Dawird’s ihnenderFührer [...]hoffentlich tüchtiggeben. (S.135) Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass es dem Führer gelingen wird,dieganzeRussenbande,undseienesauch20MillionenBe- waffnete und Dutzende von Millionen von Flintenweibern und He- ckenschützen, zusammenzufangenundzuvernichten. (S.167)120 118 ZumBegriff der „verdecktenSchreibweise“ vgl. v.a. HeidrunEhrke-Rotermund/Erwin Rotermund:ZwischenreicheundGegenwelten.TexteundVorstufenzur ,VerdecktenSchreib- weise‘ im„DrittenReich“.München:WilhelmFinkVerlag1999. 119 „Am dreiundzwanzigsten war der Feldzug zu Ende. Auch der Sommer war zu Ende, [...] und noch in dieser Nacht regnete es [...] über dem unseligen, geschlagenen, zerschmettertenPolen“ (A.Lernet-Holenia: Mars imWidder, S.221f.). 120 InsbesonderedieseStellewirktunglaubwürdig:UnmittelbarnachdemLernetüberdie „Russenbande“und„Flintenweiber“ vomLedergezogenhatte, schreibt er: „Nebenher beschäftigenmichaberauchnochdieMaximenvonLarochefoucault. Lies sie, sie sind sehrherzoglichund sehrmenschlich“ (ebd.,HervorhebungC.D.)–eineGegenüberstel- lung, die den „Führer“ als pöbelhaften Unmenschen, als „schlimmste[n] Knecht“, wie es 1946 inGermanienheißenwird,desavouiert.ZurProblematikderdort anklingenden „feudale[n] Prägung der lyrischen Vorstellungswelt“ (Daniela Strigl: „Es gibt Taten, die soungeheuer sind,daßkeineSühnehilft.“ÜberdasZeitgemäßeanLernetsGermani- en. In:HélèneBarrière/ThomasEicher/ManfredMüller [Hrsg.]: Schuld-Komplexe.Das Werk Alexander Lernet-Holenias im Nachkriegskontext. Oberhausen: Athena Verlag 2004, S. 65–90, hier S.81) vgl. Pein: „Germanien“ nach Auschwitz, S.242ff. und, konträr, Strigl: ÜberdasZeitgemäßeanLernets „Germanien“, S.81f. 41
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny Briefe 1938-1945
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Title
Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Subtitle
Briefe 1938-1945
Author
Christopher Dietz
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78887-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
468
Categories
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