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3 Briefe
Meine Feldpostnummer ist: 27,517,Postsammelstelle Wien. Ich wäre
glücklichübereinpaarZeilen.RuftbitteLisaLafaireanundgrüßt sie
schönvonmir. Ichwäre sehr froh, sähe ichEuchschonwieder!
Nein, was sagt Ihr: nun habe ich einen ganzen richtigen Brief verfasst.
AllesSchöneundLiebe!
d.22.Spt. 1939.
N.
27)AnMariaCharlotteSweceny,o.O. [Polen],26.9.1939
L.L.,m.H.,
gestern erhielt ich – endlich – deine beiden Brieflein, die Karte, die
ZigarettenunddieboulesdeMozart. Ich saß inmeinem„gescheckten
Kübel“, fuhr hierher, las die Briefe, aß die boules de Mozart und rauchte
dieZigaretten. Ichwar sehrglücklich.
Sehrunglücklichaberbin ich,dassmeinePostDich so spät, d.h. bis
zum16.garnicht, erreichthatte. (DieersteZeitwaresüberdiesquasi
unmöglich zu schreiben.) Nun, hoffentlich bist Du inzwischen im Besitz
der Briefe, die ich dann geschrieben habe. Vorgestern schrieb ich Dir
undO.C.gemeinsam.
Man weiß nicht, was es im Westen geben wird, für den Fall aber,
dass wir hinüberkämen, kämen wir wohl auch irgendwie wieder an
Wien vorbei und es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass ich dann, um
Ausrüstungsgegenstände aus Wien zu holen, für kurze Zeit beurlaubt
würde und erschiene. Das wäre natürlich sehr schön. Und ähnlich wäre
es, würde aus einer Campagne gegen Frankreich überhaupt nichts. Aber
das können wir hier schwer abschätzen, und wahrscheinlich wisst Ihr
mehrüberdieseDinge.
Ich habe hier, irgendwo in Mittel- oder Westgalizien, ein recht anstän-
digesQuartier ineinermodernenWohnung.Draußenregnetes, es ist
auchsehrkalt, undes ist gut,dasswir |unterDachsind.Eswäregut,
unter diesem Dach warten zu können, bis die Dinge sich geklärt haben.
Irgendetwaswird jawohlüberkurzoder langgeschehenmüssen.
Einige Wochen lang war die ganze Geschichte ungemein anstrengend.
Dasganzewar–vorläufig–eine rechtguteKur,dieAnnehmlichkeiten,
diemanfrüherhatte,entsprechendzuschätzen.Nun,hoffentlichkomme
ich von nun an dazu, es wieder zu tun. Ich bin auch sehr froh, dass
Du mit allen guten Gedanken nach Wolfgang zurückblickst. Wenn man
immer alles wüsste, was kommen wird, und was an jeder Situation, die
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Title
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Subtitle
- Briefe 1938-1945
- Author
- Christopher Dietz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 468
- Categories
- Weiteres Belletristik