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3.2 Briefe1939
Hoffentlichwarstduso lieb, zu telefonieren. Inzwischenwill ichmich
indas<lassen>,wasman frĂĽher christlicheGeduldnannte.
Wie geht’s Euch? Warum erfahre ich so wenig Andeutungen von
Eurem Leben? Ich bin heute ein wenig verdĂĽstert und kann gar nicht
recht schreiben. Ich habe schon lange kein Brieflein von Dir bekommen,
das tutmir so leid.
InEile –aberdennochdasAllerschönsteundallegutenundherzlichs-
tenGedankenundWĂĽnsche
Neni
32)AnMariaCharlotteSweceny,o.O. [Polen], o.D. [erste
Oktoberhälfte1939]
L.L.,m.H.,
vielen aufrichtigen Dank fĂĽr das Brieferl, in welchem Du vom Tele-
fongespräch schreibst. Nun, hoffentlich wird was aus dieser Sache, –
zumindesteineAnbahnungoderVorbereitung für spätereMöglichkeiten.
IchhabeDichundLisagebeten,mir einigeKleinigkeitenzusenden,
z.B. ein Paar gloves, Rasierklingen, 1 oder 2 Paar ganz dĂĽnne aber
wolleneSocken,u.s.w. –Zigaretten,beeile ichmich,Euchmitzuteilen,
gibtesseitgesterngenug,undvielleichtsogaretwasmehrals inWien,so
dass ichEuch bitte, Euch vondiesen Rauchwaren dochbestimmt nicht,
ummirnützlichzusein, zuentblößen.Dagegen freuenmichBonbons
sehr,und ichdankedir vieleMale fĂĽrdieSchachtel vonDemel; eswar
nur schade, dass die Bonbons | zerbrechlich waren, als die Schachtel
ankam,wareneinigeausgeronnen.DasBestewarendieMozartkugeln.
Ich denke immer nach, ob ich Dir nicht gleichfalls mit einer Sendung
eine Freude machen könnte, aber die Bahnen sind noch nicht wieder
voll in Gang gesetzt; und was an Ware in den Geschäften war, ist fast
ganzausverkauft.Es istnochnichtvielneuesda,abgesehendavon,dass
es sich jadochnurumirgendwelchealtepolnischeKuriositätenhandeln
könnte,dieaberauchnuretwa inKrakauzubekommenwären.Kurz:
vielleicht ergibt sichdieGelegenheit, –dieabernochnichtda ist.
Es ist hier schon recht frisch, aber es soll ja auch bei Euch schon
fast winterlich sein. Dass das Klima sich so merkwürdig geändert hat,
gibt mir zu denken. Fast immer waren die groĂźen Kriege und | sonst
dergleichen Auseinandersetzungen von gräulichen Wintern begleitet;
aber der Winter von 18 auf 19, z.B., war unbeschreiblich mild. Ich sehe
mehrdenn jedenZusammenhangvielerDinge.
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Title
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Subtitle
- Briefe 1938-1945
- Author
- Christopher Dietz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 468
- Categories
- Weiteres Belletristik