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3.2 Briefe1939
Es gibt hier schon den einen oder andern, der um Urlaub gebeten hat,
– die Anträge wurden zwar abschlägig beschieden, aber man nimmt an,
dass siedennochbaldbejahenderledigtwürden. Ichwillmich–auch
vonhieraus–nachdiesenDingenerkundigen.MeinKommandeur sagte
mir seinerzeit: da ichverwundetgewesensei, käme ich füreinenUrlaub
durchaus inFrage. Ichmöchteesnicht versäumen.
Ich hoffe, die Sonja Reitler hat mit der Wohnung kein Gewurstel
gemacht, so dass ich einziehen könnte, wenn ich plötzlich erschiene. Es
liegtdaauchviel inDeinerHand.
Lebt rechtwohl,und ichsendeEuch,ĂĽberdieFerneunddieseEbenen
ausSand,ausdenendieTotenvoneinstnoch immernichtabgelöst sind,
die schönstenundbestenGedanken.
d.5.X.39.
N
35)AnMariaCharlotteSweceny,o.O. [Polen],9.10.1939
M.H.,
ich danke Dich [sic!] vielmals für Dein Brieflein vom 2. Okt. – Jetzt
geht die Feldpost nur mehr 3 oder 4 Tage lang. Hoffentlich kriege ich
recht bald wieder Nachricht von Dir. Ich möchte auch schon so gern den
Apfel essen, derganz alleinauf demkleinen Baumwächst. Hoffentlich
braucheichesnichtalsGeistzutun,dannwĂĽrdestdudenApfelansehen,
underwäreauf einmalwegundhätte sichdematerialisiert.
Es heißt, dass wir, nämlich das Regiment, bis auf weiteres hierbleiben.
Nun, ichselbsthoffe ja,dass ichdanndochbaldbeiEuchwäre!Vorläufig
ist es mein Zeitvertreib, meine Aus-|rüstung zu vervollständigen. Das
gelingt zum großen Teil – zum andern freilich nicht, weil man so und so
vieles hier nicht bekommt. Doch kann man sich’s auch nicht schicken
lassen,weil es fürFeldpostpakete zugroßwäre.
Freilich sind das nicht meine einzigen Sorgen. Im Gegenteil; doch
lenkensie vonmanchenandern Gedankenab. ImGroĂźenundGanzen:
ichglaube nichtmehr recht, dass es zwischen dergroĂźenAuseinander-
setzungzwischenunsunddenandernnocheinenennenswertePause
gibt.DieGeschehnissesindalle imGange,undwirsollenmitdemWillen
Gottes nicht hadern, dass er sich vollzieht. Es scheint zwar, dass der
Vollzug verfrĂĽht ist. Eigentlich aber ist nichts zu | frĂĽh und nichts zu
spät, sondernesgeschieht alles zur richtigenZeit.
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Title
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Subtitle
- Briefe 1938-1945
- Author
- Christopher Dietz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 468
- Categories
- Weiteres Belletristik