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3.5 Briefe1942
unwahrscheinlich ist), in den nächsten Wochen. Es wäre nett, ließest
Du den Waggerl (über Grete L.) wissen, daß es also für mich möglich
werdenwird,vonhierwegzukommen.Dannmöchte ich– ichweißnicht
ob jetzt oder erst in späterer Zeit – auf jene Stelle in Salzburg, die nicht
besetzt ist. Erwolleabervorläufignochnichtsunternehmen.Erwolle
esnurzurKenntnisnehmen,–damit, falls ichvonhieraus freiwerde,
ich sogleich vonSalzburgaus angefordertwerdenkann. Undbisdahin
wirder jaauchvonseinemUrlaub längstwieder zurücksein.
Dies ist gewissermaßennurdieRückendeckung fürdasGanze.Aber
diebeidenanderenAngelegenheiten,beziehungsweiseeinevon ihnen,
werdensich| indennächstenvierzehnTagenentscheiden. –
IchdenkemitgroßerRührungandasRegenfaßundandieSchling-
pflanzen und kleinen Blumen, – die aber jetzt schon abgeblüht sein
werden.AufdieLeiterbin ich schonschrecklichneugierig.
Ich finde es sehr vernünftig, dass Ihr Eure Sachen ein wenig verteilen
wollt. Auch wir hatten von vorgestern auf gestern einen Alarm, – der
aber belanglos gewesen ist. Eigentlich ist mir die Zeit, bisher, rasch
vergangen, und ich bin dafür dankbar. Es muß in Wolfgang wohl immer
nochschönsein.Es ist schade,daßwirnichtdort sind.Manversäumtso
vieles.Mankommtaberauchzusovielemnicht,das inderZukunft liegt.
Kommt die Zeit, in der man’s tun sollte, so tut man’s dennoch nicht. Ich
meineaberdamitnicht, daßetwasgeschehensollte.Manmüßtebloß
irgendwo sein, oder etwas ansehen ... Und daß es nicht der Fall ist,
liegt nicht bloß an der Gegenwart. Als man noch fast alles unternehmen
konnte,hatman’s ja auchnichtgetan.
Liebster Hase, ich schreibe immer gleich, so wie ich wieder was weiß.
Und auch du schreib mir ein Brieflein. Grüß mir den O.C. sehr herzlich!
DasLiebsteundBeste!HoffentlichwirdDeinHusten rechtbaldgut!
Berlin,
d. 11.Spt. 1942
N.
P.S.HundertSchritt vonhierhatKleist zumSchlußgelebt.
145)AnMariaCharlotteSweceny,Berlin, 15.9.1942
M.l.H.,
gestern hat sich folgendes ereignet: ich bin, beim Nachhausekommen,
zufälligerweise noch in Emils Zimmer, da saßen sie da und berieten
über einen Kohlhaas-Film, und da ich im Handumdrehen eine Menge
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Title
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Subtitle
- Briefe 1938-1945
- Author
- Christopher Dietz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 468
- Categories
- Weiteres Belletristik