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Algorithmuskulturen - Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
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Tarleton Gillespie94 Die Zeitschrift Billboard erschien bereits 1894. Ursprünglich widmete sie sich der Plakatwerbung und dem Amüsement, bevor sie ihre Inhalte um Film, Varieté und Live-Unterhaltung erweiterte. Charts für Musiknotenverkäufe er- schienen erstmalig in den 1910er Jahren. ›Hitparaden‹ der populärsten Juke- box-Songs der USA wurden in den 1930ern aufgenommen; darauf folgten Charts zur Rundfunkmusik in den 1950ern. Obgleich Billboard für individuelle Abonnenten verfügbar war, war es als ein Fachmagazin für Musiker und Wer- befachleute konzipiert: Es war American Top 40, die Billboards Metriken dem populären Konsum zugänglich machte. Neben der Ausstrahlung von Billboards Messergebnissen, wurde American Top 40 zu einer kulturellen Ikone. Die Sen- dung bot ein Ritual für Musikfans der 1970er, 1980er und 1990er Jahre, sie war ein gemeinsam genutzter Medientext. Kasem wurde zu einer berühmten Persönlichkeit und viele Einzelheiten der Show wurden zu anerkannten kultu- rellen Prüfsteinen: die akustischen Ausschmückungen, die eingesetzt wurden um von der Werbepause in die Show überzuleiten; die ›Long Distance Dedicati- ons‹8 und Kasems Schlussworte. American Top 40 war nicht nur für die Künst- ler kulturell bedeutsam (deren Popularität und Einkommen stark durch das ›Charting‹ und das Erreichen des ersten Platzes beeinflusst wurde), sondern auch für die zuhörenden Fans. Einige der Fans verfolgten die wechselhaften Schicksale ihrer Favoriten geflissentlich, argumentierten, warum diese oder jene Künstlerin auf die Liste gehörte oder nicht und machten sich Hoffnung, ihre eigenen Kommentare auf Sendung zu hören. Einen präzisen Bericht der US-Amerikanischen Geschmäcker zu liefern, machte nur einen Teil von Ame- rican Top 40 aus. Es handelte sich auch um eine Version von Trend der US- Amerikanischen Musik – mit Billboard als Trending-Algorithmus. metriKen Können Zu einem objeKt Von Kulturellem belang Werden Solange American Top 40 auf Sendung war und auch noch lange Zeit danach, debattierte man über diese Show, die Vorstellung von Musik und die ameri- kanische Öffentlichkeit, die sie hervorgebracht hatte. Sogar Kasems Tod 2014 wiederbelebte die Debatte um den Populismus und die Künstlichkeit seiner Show und deren Effekte auf die amerikanische Musikkultur.9 War sie der Mit- 8 | Die ›Long Distance Dedication‹ war seit 1978 ein Element der Radiosendung, in dem Kasem Briefe von Hörern verlas, mit denen sie Menschen an zumeist weit entfernten Orten der Welt grüßten (A.d.Ü.). 9 | John Pareles: »Host in a Big-Tent Era of Pop Music«, in: New York Times, 15. Juni 2014. www.nytimes.com/2014/06/16/arts/music/remembering-casey-kasem-dj- for-a-more-eclectic-pop-radio.html (zuletzt aufgerufen am 26. Mai 2015); Scott Tim-
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Algorithmuskulturen Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Title
Algorithmuskulturen
Subtitle
Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Author
Robert Seyfert
Editor
Jonathan Roberge
Publisher
transcript Verlag
Date
2017
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-3800-8
Size
14.8 x 22.5 cm
Pages
242
Keywords
Digitale Kulturen, Medienwissenschaft Kultur, Media studies, Technik, Techniksoziologie, Kultursoziologie, Neue technologien, sociology of technology, new technologies, Algorithmus
Category
Technik
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