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Jean-Samuel Beuscart und Kevin
Mellet122
Bewertungskriterien
Nutzer stimmen auch stark darin überein, was gute Bewertungskriterien sind
– ein zweites Schlüsselelement der Kultur rund um Bewertungsseiten. Wie
bereits erwähnt, werden diese Kriterien von LaFourchette stark gelenkt, indem
Kritiker aufgefordert werden, ihre Punktezahlen auf drei Hauptkomponenten
aufzuteilen, die dann zu einer Gesamtnote zusammengefasst werden: Essen,
Ambiente und Service, optional ergänzt um eine Einschätzung des Preis-Leis-
tungsverhältnisses. Befragt nach den Kriterien, die sie üblicherweise für ihre
schriftlichen Rezensionen heranziehen, nennen die Nutzer spontan diese drei
Ebenen, die sie auch selbst für angemessen und bedeutsam zur Beurteilung
einer Restauranterfahrung halten.
Ich schreibe auf LaFourchette über drei Punkte. Am meisten zählt das Essen, danach
kommen Service und Preis-Leistungs-Verhältnis. (E3)
Ja, ja, das sind die Aspekte, die mich an einem Restaurant interessieren: das Ambiente,
der Empfang, die Küche und der Service. Das sind die vier Komponenten, zu denen ich
systematisch eine Meinung abgebe, eigentlich fast nur zu diesen. (E16)
Ich versuche Empfang, Preis und Qualität des Essens systematisch anzusprechen. (E17)
Hier erscheint die präskriptive Rolle der Plattform ganz explizit. Die Nutzer
werden klar durch die strategische, im Nutzer-Interface eingebettete Auswahl
der Seitenbetreiber geleitet. Abgesehen davon wird dieser Rahmen von den
Nutzern als solcher erkannt, voll und ganz akzeptiert und sogar befürwortet
und sie nutzen ihn als eine markante und gebräuchliche kognitive Markierung
für das Schreiben ihrer Rezensionen, obgleich sie doch im offenen Textfeld
genauso gut ihre freie Subjektivität zum Ausdruck bringen könnten.
Was die Qualität des Essens betrifft, so sind die Beurteilungen typischer-
weise einfach und konventionell. Im Einklang mit den Anforderungen an die
Textlänge nehmen die Berichte über die Speisen nicht die Form einer Gastro-
nomiekritik an oder ergehen sich in der Beschreibung von Geschmacksrich-
tungen oder subjektivem Geschmacksempfinden. Stattdessen überprüfen sie
einfach, inwiefern die Küche den Versprechungen entspricht, und legen dabei
einfache, weit verbreitete Kriterien an: die Frische und Qualität der Nahrungs-
mittel und das Fehlen größerer technischer Mängel (in der Zubereitung oder
dem Würzen beispielsweise), unter Umständen auch Angaben zu Portionsgrö-
ße, Geschmack und Gesamtzufriedenheit.
Algorithmuskulturen
Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
- Title
- Algorithmuskulturen
- Subtitle
- Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
- Author
- Robert Seyfert
- Editor
- Jonathan Roberge
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3800-8
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 242
- Keywords
- Digitale Kulturen, Medienwissenschaft Kultur, Media studies, Technik, Techniksoziologie, Kultursoziologie, Neue technologien, sociology of technology, new technologies, Algorithmus
- Category
- Technik