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ALJ 2018 Christoph Kronthaler 47
verzinsten Kredit empfiehlt, der möglicherweise fast das gesamte „Zinsänderungsrisiko“ über-
wälzt.
a. Gesetzliche Grundlagen
„Der Kreditgeber hat dem Verbraucher angemessene Erklärungen zu geben [...], damit der Verbraucher
in die Lage versetzt wird, zu beurteilen, ob der Vertrag seinen Bedürfnissen und seiner wirtschaftlichen
Lage entspricht“ (§ 6 Abs 5 VKrG).
„Der Kreditgeber hat dem Verbraucher angemessene Erläuterungen zu den angebotenen Kreditverträgen
und etwaigen Nebenleistungen zu geben, damit der Verbraucher in die Lage versetzt wird, zu beurteilen,
ob die vorgeschlagenen Kreditverträge und die Nebenleistungen seinen Bedürfnissen und seiner finan-
ziellen Situation gerecht werden“ (§ 8 Abs 6 HIKrG).
Anzumerken ist freilich, dass das HIKrG erst mit 21. 3. 2016 in Kraft getreten ist (vgl § 31 Abs 1
HIKrG) und damit nur für neuere Fälle Relevanz besitzt. Das VKrG gilt dagegen bereits seit
11. 6. 2010 (vgl § 29 Abs 1 VKrG); der Verletzung von § 6 Abs 5 VKrG könnte durchaus eine größe-
re praktische Bedeutung zukommen.
b. Meinungsstand in der Lehre
Sowohl § 6 Abs 5 VKrG als auch § 8 Abs 6 HIKrG möchten den Verbraucherkreditnehmer in die
Lage versetzen, in eigener Verantwortung den für ihn nach seinen Bedürfnissen und seiner finan-
ziellen Situation passenden Kredit auszuwählen. Die Erläuterungspflicht durch den Kreditgeber
soll sicherstellen, dass der Verbraucherkreditnehmer eine informierte Entscheidung treffen
kann.153
Die Erläuterungspflicht ist nach hM rein produktbezogen zu verstehen; der Kreditgeber braucht
die persönlichen Verhältnisse des Verbraucherkreditnehmers nicht zu erforschen.154 Da der Kre-
ditgeber gesetzlich dazu verpflichtet ist,155 dem Kreditnehmer „angemessene Erläuterungen“ zu
geben, besteht also eine echte Rechtspflicht zur Erläuterung.156 Bei der Erläuterungspflicht nach
§ 6 Abs 5 VKrG sowie § 8 Abs 6 HIKrG handelt es sich mE im weiteren Sinne um eine Erfolgsver-
bindlichkeit.157
153 Zöchling-Jud in Wendehorst/Zöchling-Jud, Verbraucherkreditrecht § 6 VKrG Rz 17; Rott, Die neue Verbraucherkredit-
Richtlinie 2008/48/EG und ihre Auswirkungen auf das deutsche Recht, WM 2008, 1104 (1109); Herresthal, Die
Verpflichtung zur Bewertung der Kreditwürdigkeit und zur angemessenen Erläuterung nach der neuen Verbrau-
cherkreditrichtlinie EG 2008/48/EG, WM 2009, 1174 (1179); Schürnbrand in Säcker/Rixecker/Oetker/Limperg (Hrsg),
Münchener Kommentar zum BGB IIIa7 (2017) § 491a BGB Rz 65; Artz in Bülow/Artz (Hrsg), Verbraucherkredit-
recht9 (2016) § 491a Rz 29; Knops in BeckOGK BGB § 491a BGB Rz 77, 80.
154 Heinrich in Schwimann/Kodek Va4 § 6 VKrG Rz 37; Herresthal, WM 2009, 1179 f; Schürnbrand in MüKoBGB IIIa7
§ 491a BGB Rz 65 f; Artz in Bülow/Artz, Verbraucherkreditrecht9 § 491a BGB Rz 29, 30; aA offenbar Rott in Tamm/
Tonner (Hrsg), Verbraucherrecht2 (2016) Rz 16/63 und wohl auch Knops in Gsell/Krüger/Lorenz/Reymann (Hrsg),
BeckOGK BGB § 491a BGB Rz 74.
155 Arg „hat [...] zu geben“ in § 6 Abs 5 VKrG und § 8 Abs 6 HIKrG.
156 Knops in BeckOGK BGB § 491a BGB Rz 74.
157 Vgl allgemein Dullinger, Schuldrecht, Allgemeiner Teil6 (2017) Rz 2/8. Dies ist deshalb von Bedeutung, weil
damit – selbst nach der Auffassung von Reischauer (in Rummel [Hrsg], Kommentar zum Allgemeinen bürgerli-
chen Gesetzbuch II/2a3 [2007] § 1298 Rz 1) – § 1298 ABGB in jedem Fall relevant für die Beweislastverteilung
zwischen Kreditgeber und -nehmer ist; ebenso zB OGH 3 Ob 225/11a = JBl 2012, 522. S dazu unten unter
Pkt VI.D.1.d.
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Austrian Law Journal
Volume 1/2018
- Title
- Austrian Law Journal
- Volume
- 1/2018
- Author
- Karl-Franzens-Universität Graz
- Editor
- Brigitta Lurger
- Elisabeth Staudegger
- Stefan Storr
- Location
- Graz
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- Size
- 19.1 x 27.5 cm
- Pages
- 68
- Keywords
- Recht, Gesetz, Rechtswissenschaft, Jurisprudenz
- Categories
- Zeitschriften Austrian Law Journal