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ALJ 2/2017 Johannes Hager 96
rischer Bilder automatisch blockiere. Das LG WĂŒrzburg hat den Erlass einer einstweiligen VerfĂŒ-
gung abgelehnt, da nicht sicher beurteilt werden könne, ob die beantragte Sperre technisch
machbar sei.4
II. Das VerhÀltnis von Datenschutz und Persönlichkeitsschutz
A. Damit stellt sich die Frage nach dem VerhÀltnis von Datenschutz und Persönlichkeitsrecht.
Der Begriff des Datums wird weit gefasst; er enthĂ€lt alle Informationen, die ĂŒber eine Person
etwas aussagen oder mit ihr in Verbindung zu bringen sind, auch MeinungsĂ€uĂerungen und
Tatsachenmitteilungen.5 Insofern besteht im Schutzumfang kein Unterschied. Die frĂŒhere Rsp und
hM gingen von einem Vorrang des Bundesdatenschutzgesetzes vor dem allgemeinen Persönlich-
keitsrecht aus.6 BegrĂŒndet wurde das mit der vermeintlichen SubsidiaritĂ€t des Persönlichkeits-
rechts; angesichts der Regelung des dBDSG7 liege dann keine LĂŒcke vor.8
Nur gelegentlich hat man weitergehende Rechtsbehelfe, etwa einen Widerruf, fĂŒr möglich erach-
tet.9 Das war schon damals wenig ĂŒberzeugend. Weil und soweit sich das Persönlichkeitsrecht
auf grundrechtliche Garantien stĂŒtzen kann, ist es nicht möglich, die kodifizierte GewĂ€hrleistung
im dBDSG fĂŒr abschlieĂend zu halten. Das zeigt auch exemplarisch ein Fall, den der BGH zu ent-
scheiden hat. Der KlÀger hatte nach § 807 dZPO aF (= § 802 f dZPO nF) die eidesstattliche Versiche-
rung abgegeben. DarĂŒber hatte die beklagte Auskunftei berichtet. Der BGH hielt das nach § 32
dBDSGaF (= § 29 Abs 1 Z 1 dBDSG nF10) fĂŒr zulĂ€ssig.11 Gesetzt den Fall, das hĂ€tte den grundge-
setzlichen Vorgaben widersprochen, so hÀtte der SubsidiaritÀtsgedanke nicht einschlÀgig sein
können, weil er Art 1 Abs 3 dGG und der Hierarchie der Normen widersprochen hÀtte. Vieles im
dBDSG wirkt auch eher zufÀllig. Mag das Datenschutzrecht seinerseits auch bahnbrechend gewe-
sen sein, so erscheint die Regelung der Ăbermittlung nach § 29 Abs 2 dBDSG heute doch etwas
holzschnittartig, liest man nicht die im Rahmen des Persönlichkeitsrechts entwickelten AbwÀ-
gungskriterien mit hinein. So bedarf es entgegen dem Wortlaut gerade nicht der glaubhaften
einzelfallbezogenen Darlegung des berechtigten Interesses am Abruf der Dateien.12 Die Normen
des dBDSG sind daher auch angesichts des Schutzes der Meinungsfreiheit verfassungskonform
auszulegen.13
4 LG WĂŒrzburg 11 O 2338/16 UVR BeckRS 2017, 103822.
5 BGH VI ZR 196/08 BGHZ 181, 328 (333) Rz 17; Dammann in Simitis (Hrsg), Bundesdatenschutzgesetz8 (2014) § 3
Rz 77 ff; Taeger in Taeger/Gabel (Hrsg), Kommentar zum BDSG2 ( 2013) § 29 Rz 26.
6 BGH VI ZR 273/79 BGHZ 80, 311 (319) = NJW 1981, 1738 (1740); VI ZR 105/82 BGHZ 91, 233 (238); VI ZR 244/84
NJW 1986, 2505 (2507); OLG DĂŒsseldorf I 10 U 69/06 MMR 2007, 387; Kamlah in Plath (Hrsg), Kommentar zum
BDSG und zur DSGVO sowie den Datenschutzbestimmungen vom TMG und TKG2 (2016) § 35 BDSG Rz 57; Gola in
Gola/Schomerus/Klug/Körffer (Hrsg), BDSG12 (2015) § 35 Rz 25; Meents/Hinzpeter in Taeger/Gabel, BDSG2 § 35 Rz 6;
DÀubler in DÀubler/Klebe/Wedde/Weichert (Hrsg), Bundesdatenschutzgesetz5 (2016) § 32 Rz 41; Dix in Simitis, Bundes-
datenschutzgesetz8 § 35 Rz 71; wohl auch Stollhoff in Auernhammer (Hrsg), Bundesdatenschutzgesetz4 (2014) § 35
Rz 11; offen gelassen in BGH VI ZR 105/82 NJW 1984, 1886 f.
7 Bundesdatenschutzgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 14. 1. 2013 (dBGBl I 2013, 66), zuletzt geÀn-
dert durch Art 1 des Gesetzes vom 28. 4. 2017 (dBGBl I 2017, 968).
8 BGH VI ZR 273/79 BGHZ 80, 311 (319) = NJW 1981, 1738 (1740); VI ZR 105/82 BGHZ 91, 233 (238); III ZR 159/82
NJW 1984, 436; Kamlah in Plath, BDSG2 § 35 BDSG Rz 57.
9 Brink in Wolff/Brink (Hrsg), BeckOK Datenschutzrecht § 35 Rz 6 f (Stand 1. 2. 2017).
10 Bundesdatenschutzgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 14. 1. 2013 (dBGBl I 2013, 66), zuletzt geÀn-
dert durch Art. 1 des Gesetzes vom 28. 4. 2017 (dBGBl I 2017, 968).
11 BGH VI ZR 244/84 NJW 1986, 2505 (2506).
12 BGH VI ZR 358/13 BGHZ 202, 242 (258) Rz 45.
13 BGH VI ZR 196/08 BGHZ 181, 328 (343 f) Rz 41.
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Austrian Law Journal
Volume 2/2017
- Title
- Austrian Law Journal
- Volume
- 2/2017
- Author
- Karl-Franzens-UniversitÀt Graz
- Editor
- Brigitta Lurger
- Elisabeth Staudegger
- Stefan Storr
- Location
- Graz
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- Size
- 19.1 x 27.5 cm
- Pages
- 108
- Keywords
- Recht, Gesetz, Rechtswissenschaft, Jurisprudenz
- Categories
- Zeitschriften Austrian Law Journal