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ALJ 2/2017 Johannes Hager 98
des dBDSG Schutzgesetze iSd § 823 Abs 2 dBGB sind.29 Dies deutet dann auch die Rsp in einem
Fall an, in dem ein Krankengutachten einer inzwischen verstorbenen Patientin persönlichkeits-
widrig von der Krankenkasse in weiteren Verfahren verwendet worden war. Der Anspruch wurde
abgelehnt, weil Forderungen wegen immaterieller Beeinträchtigungen nicht vererblich seien. Das
ĂĽberzeugt indes genauso wenig wie im vorangegangenen Fall des verstorbenen Entertainers
Peter Alexander, der kurz nach Anhängigkeit, aber vor Rechtshängigkeit der Klage verstorben war
und dessen Ansprüche angeblich mit seinem Tod erloschen waren.30 Das dBDSG bringt also –
durchaus wichtige – Aspekte, wird aber von den allgemeinen verfassungsrechtlich vorgeprägten
oder gar determinierten Regeln des Persönlichkeitsrechts überformt oder jedenfalls ergänzt. Es
kommt also zu einer Verschränkung der speziellen Regelungen des dBDSG und des Persönlich-
keitsrechts – nicht anders als es etwa beim KUG und dem Persönlichkeitsrecht der Fall ist.31
III. Das Privileg der §§ 7 ff dTMG32
Die §§ 7 ff dTMG erscheinen auf den ersten Blick die Diensteanbieter zu privilegieren, soweit es
nicht um eigene Informationen geht. Allerdings findet das Haftungsprivileg keine Anwendung auf
UnterlassungsansprĂĽche,33 sondern betreffe nur die strafrechtliche Verantwortlichkeit und die
Schadensersatzhaftung.34
A. Die Content-Provider sind jedenfalls verantwortlich. Das ist zumindest dann naheliegend,
wenn es um selbst verfasste Informationen geht. Auch ist der Anwendungsbereich weiter, als es
auf den ersten Blick erscheinen mag. Nicht jede zunächst von anderen in die Welt gesetzte In-
formation bleibt eine fremde Information. Vielmehr spielt es eine entscheidende Rolle, wie die
Nachrichten präsentiert werden.
1. Ein Paradebeispiel ist die Autocomplete-Funktion bei Suchmaschinen. Wenn man einen
Begriff einzugeben beginnt, werden automatisch Ergänzungen vorgeschlagen. Die Betreiber der
Suchmaschinen hatten sich mit dem Hinweis zu verteidigen versucht, die Funktion berichte nur
darüber, dass vorherige Benutzer diese Kombination zur Recherche eingegeben hätten, oder
29 Vgl dazu den Überblick bei J. Hager in Staudinger (Hrsg), BGB (2009) § 823 Rz G 44; Wagner in Säcker/Rixecker/Oetker/
Limperg (Hrsg), Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch7 VI (2017) § 823 Rz 326; Spickhoff in Soergel
(Hrsg), Kommentar zum BGB13 XII (2005) § 823 Rz 239; Gola in Gola/Schomerus/Klug/Körffer (Hrsg), BDSG12 (2015)
§ 1 Rz 3.
30 BGH VI ZR 246/12 BGHZ 201, 45 (48 ff) Rz 8 ff; Teichmann in Jauernig (Hrsg), BGB16 (2015) § 253 Rz 13; Stürner in
Jauernig (Hrsg), BGB16 (2015) § 1922 Rz 12; Staudinger in Schulze et al (Hrsg) Bürgerliches Gesetzbuch9 (2017) § 823
Rz 112; Weidlich in Palandt (Hrsg), BGB76 (2017) § 1922 Rz 36; Bamberger in Bamberger/Roth (Hrsg), BeckOK-BGB
(Stand 1. 2. 2017) § 823 Rz 118; Leipold in Säcker/Rixecker/Oetker/Limperg (Hrsg), Münchener Kommentar zum
Bürgerlichen Gesetzbuch7 X § 1922 Rz 120; Slizyk in Slizyk (Hrsg), IMM-DAT-Kommentar13 (2017) Rz 465; Staender-
Vorwachs, Vererblichkeit eines Geldentschädigungsanspruchs wegen Persönlichkeitsverletzung, NJW 2014, 2831
(2833); aA J. Hager, Allgemeines Persönlichkeitsrecht, JA 2014, 627 (629); Kunz in Staudinger (Hrsg), BGB (2016) § 1922
Rz 311 ff; BGH VI ZR 246/12 LMK 2014, 359158 unter 2 aE = ZUM 2014, 706 f (Ludyga) = JZ 2014, 1053 (1058 f)
(C. Schubert); Beuthien, Zur Unvererblichkeit des Anspruchs auf Geldentschädigung für Persönlichkeitsrechtsver-
letzung, GRUR 2014, 957 (958); Muscheler, 10 Jahre Erbrecht – Rückblick und Ausblick, ErbR 2015, 650 (661).
31 J. Hager in Staudinger (Hrsg), BGB (2017) § 823 Rz C 149.
32 Telemediengesetz vom 26. 2. 2007 (BGBl I 2007, 179), zuletzt geändert durch Art 1 des Gesetzes vom 21. 7. 2016
(BGBl I 2007, 1766).
33 BGH I ZR 304/01 BGHZ 158, 236 (246); I ZR 35/04 BGHZ 172, 119 (126) Rz 19; VI ZR 93/10 BGHZ 191, 219 (225) Rz 19;
VI ZR 34/15 BGHZ 209, 139 (146 f) Rz 19; VI ZR 101/06 NJW 2007, 2558 f Rz 7; VI ZR 144/11 NJW 2012, 2345 Rz 9;
VI ZR 210/08 NJW-RR 2009, 1413 (1414) Rz 17; VI ZR 345/09 GRUR 2011, 552 (553) Rz 26; J. Hager in Staudinger,
BGB (2017) § 823 Rz C 62b.
34 BGH I ZR 35/04 BGHZ 172, 119 (126) Rz 19; VI ZR 93/10 BGHZ 191, 219 (225) Rz 19; VI ZR 101/06 NJW 2007, 2558
(2559) Rz 7; J. Hager in Staudinger, BGB (2017) § 823 Rz C 62b.
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Austrian Law Journal
Volume 2/2017
- Title
- Austrian Law Journal
- Volume
- 2/2017
- Author
- Karl-Franzens-Universität Graz
- Editor
- Brigitta Lurger
- Elisabeth Staudegger
- Stefan Storr
- Location
- Graz
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- Size
- 19.1 x 27.5 cm
- Pages
- 108
- Keywords
- Recht, Gesetz, Rechtswissenschaft, Jurisprudenz
- Categories
- Zeitschriften Austrian Law Journal