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ALJ 2/2017 Iris Eisenberger 145
Transaktionen, Verträge oder Rechte.44 Die Blockchain ist eine, unzählige Male replizierte, digitale
Datenbank, in der alle Transaktionen eines bestimmten Netzwerkes gespeichert werden. Die
Netzwerkteilnehmenden sind miteinander verbunden, in einem sog Peer-to-Peer-Netzwerk. Die
jeweiligen Transaktionen werden dabei vereinfacht gesagt, wie einzelne Glieder in einer Kette
aneinandergereiht. Die getätigten Transaktionen werden auf jedem Knoten, der Teil des Netz-
werkes ist, eins zu eins abgebildet. Die Daten werden demnach nicht zentral gespeichert und
verwaltet, sondern verteilt auf alle Netzwerkteilnehmenden.45
Weil die Blockchain auf allen teilnehmenden Knoten abgespeichert wird, gilt sie als besonders
sichere Technologie, da Ă„nderungen bei allen TeilnehmerInnen zugleich erfolgen mĂĽssen.46 Um
die Identität und die Daten der Netzwerkteilnehmenden zu schützen, sind sie pseudonymisiert.47
Die der Blockchain zugrunde liegende Software ist Open Source, also fĂĽr alle transparent und
gleichermaßen zugänglich.48
Die meisten webbasierten Software-Applikationen arbeiten auf der Grundlage eines zentral or-
ganisierten Server/Client-Modells. Dabei wird der Informationsfluss von einer zentralen Stelle aus
verwaltet und kontrolliert. Die bekanntesten NutzerInnen dieses Modells sind beispielsweise
Facebook, Google und Amazon. Dezentralisierte Systeme sind hingegen Systeme, in denen der
Informationsfluss nicht von einer zentralen Stelle aus verwaltet wird, sondern von einigen, weni-
gen Knotenpunkten. Distribuierte Systeme sind demgegenĂĽber Systeme, bei denen der Informa-
tionsfluss von allen Teilnehmenden zugleich verwaltet und kontrolliert wird.49
Eine der Besonderheiten der Blockchain-Technologie ist, dass sie keine zentral verwaltete Daten-
bank ist, sondern als distribuierte Datenbank angedacht ist.50 Dies trifft jedenfalls auf die Kon-
sensbildung bei der Kryptowährung Bitcoin zu, zu der alle System-TeilnehmerInnen gleicherma-
ßen beitragen können.51 Das Bitcoin-Mining ist ebenfalls distribuiert konzipiert und wäre theore-
tisch allen NetzwerkteilnehmerInnen möglich; aufgrund der hohen Kosten, die mit dem Bitcoin-
Mining verbunden sind, lassen sich in der Praxis Tendenzen hin zu einem dezentralisierten Sys-
tem beobachten.52 Der Code selbst kann hingegen als ein zentralisiertes Element des Systems
betrachtet werden.
44 Siehe nur Ehrke-Rabel/I. Eisenberger/Hödl/Zechner, ALJ 2017 (in Endredaktion).
45 Zur Blockchain-Technologie und den verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten siehe Ehrke-Rabel/I. Eisenberger/
Hödl/Zechner, ALJ 2017 (in Endredaktion); Raval, Dezentralized Applications (2016); D. Tapscott/A. Tapscott,
Blockchain; Narayanan/Bonneau/Felten/Miller/Goldfeder, Bitcoin, mit jeweils weiteren Hinweisen.
46 Kritisch zur vermeintlichen Sicherheit siehe Ehrke-Rabel/I. Eisenberger/Hödl/Zechner, ALJ 2017 (in Endredaktion).
47 Ehrke-Rabel/Hödl, Effizienter Steuervollzug im Lichte des Datenschutzes, in Jahnel (Hrsg), Jahrbuch Datenschutz-
recht (2016) 231 (253 f); Diedrich, Ethereum 126.
48 Die Software für Etherum ist etwa direkt auf der Homepage zugänglich: https://www.ethereum.org (zuletzt
abgefragt am 13. 11. 2017).
49 Siehe idZ Raval, Dezentralized Applications 2 ff.
50 Vgl Nakamoto, Bitcoin.
51 Siehe Narayanan/Bonneau/Felten/Miller/Goldfeder, Bitcoin 28 f.
52 Siehe Narayanan/Bonneau/Felten/Miller/Goldfeder, Bitcoin 272 ff. (De)Zentralisierung entsteht beispielsweise auch
durch Wallets und Börsen.
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Austrian Law Journal
Volume 2/2017
- Title
- Austrian Law Journal
- Volume
- 2/2017
- Author
- Karl-Franzens-Universität Graz
- Editor
- Brigitta Lurger
- Elisabeth Staudegger
- Stefan Storr
- Location
- Graz
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- Size
- 19.1 x 27.5 cm
- Pages
- 108
- Keywords
- Recht, Gesetz, Rechtswissenschaft, Jurisprudenz
- Categories
- Zeitschriften Austrian Law Journal