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ge for Us All« vorgelegt (Runnymede Trust 1997). Die Veröffentlichung gilt
weithinalsGeburtsstundeder IslamophobiaStudiesund ist,wieChrisAllen
anlässlich des zehnten Jahrestages der Publikation bemerkte, »possibly the
most influential document of its kind« (Allen 2007: 6; vgl.Elahi/Khan2017).
Seine besondere Bedeutung lässt sich auf drei Faktoren zurückführen: In-
halt, Form und Timing.Der Bericht erschien 1997 zu einemZeitpunkt, als
spezifischgegenMuslimInnengerichteteDiskriminierungenzunehmendals
Problemwahrgenommenwurden.Wie Chris Allen imRahmen einer kriti-
schenRekonstruktion der Entstehungsgeschichte des Berichts zeigt, zirku-
lierte derBegriff ›Islamophobia‹ schon seit den 1980er Jahren inStadtteilen
LondonsundBirminghamsmitgroĂźenmuslimischeCommunities. ImKon-
textderKontroverseumSalmanRushdie (nachdemAyatollahKhomeini,reli-
giöserFührerundStaatsoberhauptderIslamischenRepublikIran,per›Fatwa‹
zumMord andemSchriftsteller aufgerufenhatte) sowie imGefolge öffent-
licherDebattenzumZweitenGolfkrieg 1990/1991warennegativeundstereo-
typeDarstellungendes Islam immedialen undpolitischenRaumpräsenter
geworden(Allen2010:7-13;vgl.Modood1990;Poynting/Mason2007).Zugleich
häuftensichBerichteüberDiskriminierungen,verbaleundphysischeGewalt,
derenOpferverstärktalsMuslimInnen–undnicht inersterLinieanhandvon
Hautfarbe, ›ethnischer‹ oder nationaler Herkunft – adressiert wurden und
sichweitgehendschutzlosfĂĽhlten.Dashatteauchdamitzutun,dassdervon
antirassistischen Initiativen inden 1970er Jahren erkämpfte ›RaceRelations
Act‹ von 1976 (vgl. Solomos 1989; Sooben 1990) zwarDiskriminierungen von
›racial groups‹ unter Strafe stellte, die Identität als ›muslimisch‹ aber nicht
als ›racial‹galt: »It thereforebecameunlawful todiscriminateagainstblacks,
Asians, Pakistanis, Bangladeshis, and so on, aswell as Jews and Sikhs, but
perfectlywithinthe lawtodiscriminateagainstsomeoneonthebasisoftheir
beingMuslim« (Allen2010: 9-10).DerRunnymedeTrust–einunabhängiger
Think-Tank,dersichseitseinerGründung1968derFörderungvon›raceequa-
lity‹widmet– stießdeshalb einenKonsultationsprozess an, in demWissen
ĂĽberdieseneuenFormenderDiskriminierunggesammeltundsystematisiert
werden sollte. Das Ergebnis, der Runnymede Report von 1997mit demTi-
tel »Islamophobia:Achallenge forusall«,griffdenBegriffder Islamophobie
ausdenexistierendenzivilgesellschaftlichenDebattenauf.ObwohldasWort
damals schonumstrittenwar–derReport bezeichnet es gleich zweimal als
›nicht ideal‹ (RunnymedeTrust 1997: 1, 4)–wurdeesalsgeeignetbetrachtet,
eine»neueRealität«,mitdermankonfrontiertsei,zubenennen(Runnymede
Trust1997:4).DiePublikationwardamitdieerste,diedemBedĂĽrfniszahlrei-
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Title
- Im Namen der Emanzipation
- Subtitle
- Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Author
- Benjamin Opratko
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 366
- Keywords
- Rassismus, Ă–sterreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Categories
- Weiteres Belletristik