Page - 38 - in Im Namen der Emanzipation - Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
Image of the Page - 38 -
Text of the Page - 38 -
38 ImNamenderEmanzipation
lung,MuslimInnen seienmit internationalenMächten (repräsentiert etwa
durch die Muslimbruderschaft) verbunden (CAIR 2013: 37-40). Wie Stein
und Salime (2015) zeigen, ist eine beliebte Kommunikationsstrategie der
so agierenden AkteurInnen die Verbreitung ›dokumentarischer‹ Filme und
Videos, in der ›dieWahrheit‹ über den Islam vermittelt werden soll. Diese
»pseudo-documentaries« trügen zu einemDiskurs der Angst bei und seien
charakteristisch für den »paranoid style« der politischen Rechten in den
USA (Stein/Salime 2015: 384). Dass die ›Islamophobie-Netzwerke‹ nicht auf
Nordamerika beschränkt sind, zeigenNathan Lean und Yasemin Shooman
anhand derwechselseitigen BezugnahmeUS-amerikanischer und europäi-
scher antimuslimischer Internet-Seiten und Blogs (Lean 2012; Shooman
2014b).Einglobalvernetzter,antimuslimischerVerschwörungsdiskurskann,
wennervoneinzelnenAkteurInnenzueinemgeschlossenenWeltbildausge-
arbeitetwird,aucheliminatorischenCharakterannehmen.DasManifestdes
TerroristenAnders Breivig, der im Juli 2011 77Menschen bei Anschlägen in
OsloundUtøyaermordete, ist einKompendiumausdenSchriftendes inter-
nationalen Islamophobie-Netzwerks (Bangstad 2014; Fekete 2012). Auchder
MassenmördervonChristchurch,derimMärz2019inNeuseeland51betende
MuslimInnen ineinerMoscheeerschoss,verfassteein»Manifest«, indemer
MuslimInnenals »Invasoren«undProtagonisteneines »großenAustauschs«
derweißen,christlichenBevölkerung imWestendarstellt (Opratko2019).
DieHinwendungrechtsextremerundrechtspopulistischerParteienzum
ThemenfeldIslamundMuslimInnenisteinweiteresHauptthemaderIslamo-
phobiaStudies.ParteienwiederRassemblementNational(RN;ehemalsFront
National,FN) inFrankreich,derbelgischeVlaamsBelang(VB),dieLega(ehe-
malsLegaNord) in Italien,dieSchwedendemokraten (SD)undnicht zuletzt
die FreiheitlicheParteiĂ–sterreichs (FPĂ–) setzen seitMitte der 2000er Jahre
zunehmendaufdas›FeindbildIslam‹unddasSchreckensszenarioeiner›Isla-
misierung‹Europas.IslamundMuslimInnenwerdendabeivorallemmitzwei
ThemeninVerbindunggebracht:kulturelleIdentitätundnationaleSicherheit
(Williams2010: 120).NachJósePedroZúquete (2008)könnenfünfDimensio-
nenderHinwendungderextremenbzw.populistischenRechtenzumThema
Islamidentifiziertwerden:Erstensein»turntoChristianity«, indemtraditio-
nell antiklerikal aufgestellte Parteiendie ›christliche Identität‹ ihres jeweili-
genNationalstaatsund/oderEuropasbetonen.Einbesonders anschauliches
Beispiel dafĂĽr lieferte der damalige FPĂ–-ObmannHeinz-Christian Strache
2009, als er imRahmen einer Demonstration gegen den Bau eines islami-
schenKulturzentrumsinWien-BrigittenaueinKreuzmitsichtrugundwäh-
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Title
- Im Namen der Emanzipation
- Subtitle
- Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Author
- Benjamin Opratko
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 366
- Keywords
- Rassismus, Ă–sterreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Categories
- Weiteres Belletristik