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68 ImNamenderEmanzipation
lungundVerbreitung islamophoberDiskurseunterstellt.Diesewerdenvor-
nehmlich unter demGesichtspunkt der ›politics of empire‹ behandelt, was
zwar ihremErkenntnisinteresse entspricht, den Blick auf Funktionsweisen
desantimuslimischenRassismusjedochstarkeinengt.Damitstehtsie inder
TraditioneinerRassismuskritik,dieinsbesonderevondermarxistischenund
antiimperialistischenLinkenentwickeltwurde.Diesetendiertdazu,funktio-
naleEffekterassistischerDiskursefürdieDurchsetzungimperialistischerPo-
litikalsErklärungfürderenExistenzundFunktionsweiseanzugeben.Kum-
ars Analyse ist in diesemSinne funktionalistisch.Damit eng verbunden ist
die Annahme, dass die von ihr beschriebenen antimuslimischen Stereotype
mehroderweniger friktionsfrei ihrenWegvon ›oben‹nach ›unten‹,alsovon
denmachtvollen ProduzentInnen in Politik, Ökonomie undMedien in den
AlltagsverstandderBevölkerungfinden.So gesehenwird Islamophobie von
Kumar zwar als Ideologie beschrieben, aber nicht als solche analysiert. Denn
dannmüsstedieFrage imVordergrundstehen,wieundwarumdiese inten-
tionaleingesetztenrassistischenBedeutungselementevonjenenalsplausibel
angenommenwerden, die sich kaumVorteile von der durch sie gestützten
Politikenerhoffenkönnen.DeminstrumentalistischenVerständnisentgehen
alsoentscheidendeAspektedesRassismus.Eskannnurschwererklären,wie
undwarumergesellschaftlichreproduziertwird,ohneeinsimplifiziertesBild
derManipulationvonBewusstseinnahezulegen.
3.4   AntimuslimischerRassismusalsgesellschaftlichesVerhältnis
DasKonzeptdesantimuslimischenRassismus,wiees imdeutschsprachigen
Raum insbesondere von ImanAttia undYaseminShoomanentwickeltwur-
de, steht für eine vierte Position, die sich von den drei bisher vorgestellten
abhebt. Gegenüber der Vorurteilsforschungwird davon ausgegangen, dass
antimuslimischerRassismus seinObjekt nicht als sozialeGruppe vorfindet,
sondern dieseGruppe als ›Andere‹ selbst erst hervorbringt. Zu beschreiben
und erklären sind demnach nicht als Phobie oder Feindschaft zu charakte-
risierendeEinstellungen,sonderndieProzesse, indenendasObjektderAb-
wertung selbst hervorgebracht wird. Yasemin Shooman hat diesen Prozess
der rassistischen Identifikation als »Dreischritt Essentialisierung,Dichoto-
misierungundHierarchisierung«beschrieben.Essentialisierung verweist da-
beiaufdieinantimuslimischenDiskursenanzutreffendeUnterstellungeines
»vermeintlichzeitlose[n]›Wesen[s]‹desIslams[…],ausdemsichdasDenken,
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Title
- Im Namen der Emanzipation
- Subtitle
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Author
- Benjamin Opratko
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 366
- Keywords
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Categories
- Weiteres Belletristik