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4Â Â Â GrundlageneinerhegemonietheoretischenRassismusanalyse 153
lich fĂĽrdieDurchfĂĽhrungkonkreter empirischerStudien sein.Einweiterer
Anschluss ergibt sichmit Etienne Balibars rassismustheoretischen Ăśberle-
gungen. Auch Balibar lenkt die Aufmerksamkeit darauf, wie imRassismus
»Stimmungen undGefühle organisiert« werden undwie aus dieser »Kom-
bination aus unterschiedlichen Praxisformen, Diskursformen und Vorstel-
lungen in einemganzenNetz vonGefühls-Stereotypen […] sichdieHeraus-
bildung einer rassistischenGemeinschaft erklären [lässt]« (Balibar 1992b: 24,
Herv. i.O.).Die ›vorgestelltemoralischeGemeinschaft‹, die durchdie Infe-
riorisierung und/oder Dämonisierung des/dermuslimischen Anderen ent-
steht, ist einesolcherassistischeGemeinschaft.NichtweildieGemeinschaft
ausRassistInnenbestĂĽnde, sondernweil die fĂĽr sie konstitutivemoralische
Selbstvergewisserungdurchdie rassistischeDifferenzgestiftetwird.
4.3.5   ProblemederHall’schenKonjunkturanalyse
Die Konjunkturanalyse in »Policing the Crisis« sowie Stuart Halls daran
anschlieĂźende rassismustheoretische Arbeiten sind zentraleOrientierungs-
punkte fĂĽr eine hegemonietheoretische Rassismusanalyse. Sie sind aber
auch nicht ohne problematische Aspekte, die eine an Hall anschlieĂźende
Arbeit berĂĽcksichtigenmuss. Ich greife hier drei Probleme heraus, umdie
Notwendigkeitdeutlichzumachen,mitHallĂĽberHallhinauszugehen.
Erstens schränkt die vonCohen übernommeneMetapher des FolkDevil
dieFigurierungdes/derrassistischdefiniertenAnderenunnötigein.Schonin
CohensAnalysederMod/Rocker-Panikder 1960er JahrehatdieBezeichnung
nureingeschränktePlausibilität.IndermedialenDarstellungderJugendban-
denund ihrerAktivitäten–Gewalt,Drogenkonsum,sexuelleAusschweifung
–werden diese zumTeil einer »gallery of types that society erects to show
itsmemberswhichrolesshouldbeavoided«.AlsFolkDevils seiensie»visible
remindersofwhatweshouldnotbe« (Cohen2011: 2).DochdieBezeichnung
»Teufel« isthierehereine literarischeMetapheralseine inhaltlicheBeschrei-
bung der darin vollzogenenVeranderung. Tatsächlich spielte und spielt die
Figur des Teufels in der Dichotomie zu den Erwählten eine wichtige Rolle
inderGeschichteunterschiedlicherRassismen,wieHund (2007: 53-60) auf-
zeigt.SiewarTeil eines
»dämonologischenWeltbild[s], das SatanunddenTeufel überall ihre ver-
derblichenPlänerealisierensah.DabeisollensieeinbeachtlichesHeervon
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Title
- Im Namen der Emanzipation
- Subtitle
- Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Author
- Benjamin Opratko
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 366
- Keywords
- Rassismus, Ă–sterreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Categories
- Weiteres Belletristik