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7 VonderRassismusanalysezurKonjunkturanalyse 273
ritaworn/Petzen 2014), in der politischen Praxis englischer (Haritaworn et
al. 2014) und deutscher (Haritaworn 2015; Petzen 2012) LGBT-Bewegungen
undauch inderBerichterstattungösterreichischerMedien zuHomophobie
(Neufeld/Wiedlack2018).DieakademischeundaktivistischeDebatteumden
BegriffHomonationalismusgabundgibtAnlasszu teilsheftigenKontrover-
sen,nichtzuletzt,damanchederProtagonistInnen imRahmeneines»post-
secular turn« füreineReevaluierungreligiösgeprägterodermotivierterFor-
mendespolitischenAktivismusausemanzipatorischerPerspektiveeintreten
(ein Aspekt, auf denwir später noch zurückkommenwerden). Für die hier
verfolgteFragestellungkönnenwir festhalten,dassdie imInterviewmaterial
auftauchendenVerweise aufdie sexuelle Toleranzder ›eigenen‹Gesellschaft
einen Diskursmechanismus exemplifiziert, den Sara Ahmed im Anschluss
an Puar so zusammenfasst: »When homophobia is attributed to Islam, it
becomesa culturalattribute.Homophobiawould thenbeviewedas intrinsic to
Islam,as a cultural attribute, but homophobia in theWestwouldbe viewed
as extrinsic, as an individual attribute« (Ahmed 2011: 126; Herv. i. O.). Im
Verlauf der queer-theoretisch inspiriertenDebatte umHomonationalismus
wurdedasFeldumweiteregeschlechter-undsexualpolitischeDimensionen
erweitert, sodass nicht nur LGBT-, sondern auch feministische Praxen und
Diskurse hinsichtlich ihrer Rolle in der Reproduktion antimuslimischer
Rassismenuntersuchtwurden.»Sexual exceptionalism«und»gender excep-
tionalism« (Puar 2007: 5) fügen sichdemnach inder diskursiven, affektiven
undmateriellenProduktiondes/dermuslimischenAnderenzusammen,wie
Jennifer Petzen argumentiert: »In the Western European debates on the
integration of ›Muslim‹ women over the last decade, racialized notions of
genderandsexualityhavebecomecentralmarkers inthedistinctionbetween
acceptable and unacceptable ways of being European, and in or outside of
Europe«(Petzen2012:98).DieFigurdes/derbesonderssexistischenund/oder
homophobenmuslimischenAnderen, »der Islam« als »die sexistischste und
homophobste aller Kulturen« (Haritaworn et al. 2014: 61; vgl. Haritaworn
2015: 159-163) erfülle eine systematische Funktion: »[it] serves to naturalize
thewhitenessofdominantgenderandsexualpolitics,andtheways inwhich
thesehaveoftenbeencomplicit in colonial andracistprojects« (Petzen2012:
99). Die im Anschluss an die Homonationalismus-These entwickelten Ana-
lysenundTheoretisierungendes antimuslimischenRassismus setzendie in
Kapitel 5.2.5beschriebeneKonstruktiondes ›muslimischenGeschlechterver-
hältnisses‹ also in einen globalenKontext. IhreErklärungskraft für die hier
verfolgte Fragestellung bleibt jedoch aus zweiGründenbeschränkt. Erstens
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Title
- Im Namen der Emanzipation
- Subtitle
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Author
- Benjamin Opratko
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 366
- Keywords
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Categories
- Weiteres Belletristik