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306 ImNamenderEmanzipation
tion,unddenAusschlussderAnderen,umdietemporalemitderräumlichen
Distanzwieder inEinklangzubringen:
»Es liegt – jetzt mehr denn je – in unser aller Verantwortung, unsere
Frauenrechte gemeinsam aktiv zu verteidigen. Mit dem Strafgesetz, mit
ZivilcourageimAlltag,miteinerehrlichenBerichterstattung,abervorallem
mit einer angemessenen FlĂĽchtlingspolitik, die nicht ohne RĂĽcksicht auf
den Erhalt unseres gesellschaftlichen Friedens, unsererWerte und nicht
zuletzt unserer finanziellen Kapazitäten die derzeit unkontrollierte Mas-
senzuwanderung aus mit unserer eigenen Kultur schwerst kompatiblen
Kulturenzulässt.« (Tschaikner2016:12)
DieFigurdes/dermuslimischenAnderenwirdindenhierbeschriebenenBei-
spielenzudem,wasGabrieleDietze (2017:21) »Migrationsabwehrfiguration«
nennt.Siezeigen,dass jeneDiskursmechanismen,dieimausdenInterviews
gewonnenenMaterial identifiziertundanalysiertwurden,indenöffentlichen
AuseinandersetzungenumHegemoniepolitischwirksamsind. IhrEffekt ist
diehegemonialeAbsicherungrassistischerAbwehrpolitikendurchdieMobi-
lisierungtemporalisierenderDiskurse.DerAusschlussdesfremdgemachten
wirdsoalsgesellschaftlicheSelbstverteidigung inszeniert.
7.4.2   TemporaleDistanzundräumlicheNähe II:
anti-säkularerSäkularismus
DieKonstruktiondes/dermuslimischenAnderenals anachronistische ›Sub-
jekte des noch-nicht‹ trägt nicht nur zur Legitimation von Politiken der
Abwehr nach außen–durch restriktivemigrations-, asyl-, fremdenrechts-
und staatsbürgerschaftspolitischeMaßnahmen – bei. Sie wirkt auch nach
innen, als Diskriminierung muslimischer ÖsterreicherInnen. Während es
in den oben beschriebenen Fällen darumgeht, die gestörte Beziehung von
anachronistischemAußen und gegenwärtigem Innenwiederherzustellen –
alsodieVerkörperungenderVergangenheitwiederan›ihre‹anachronistische
Räumezubinden–gehteshierumdieHerstellungrechtlich-institutioneller
Differenz, um der vorgeblichen temporalen Distanz zu entsprechen und
die Präsenz der temporalisierten muslimischen Anderen trotz räumlicher
Nähe mit der ›modernen‹ Dominanzgesellschaft verträglich zu machen.
Zwei legislative Vorstöße der jüngerenVergangenheit inÖsterreich können
als Beispiele dafĂĽr verstandenwerden. Es handelt sich umdie Reformdes
österreichischen Islamgesetzes,dasdie rechtlicheGrundlage fürdas islami-
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Title
- Im Namen der Emanzipation
- Subtitle
- Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Author
- Benjamin Opratko
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 366
- Keywords
- Rassismus, Ă–sterreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Categories
- Weiteres Belletristik