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Anton Kuh - Biographie
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13 Als »physiologisch linksstehende[r] Mensch« ist er zwar gegen die Unfreiheit, aber für den Adel, soll heißen: »gegen das Privileg auf die reinen Hemden […], aber nicht gegen die reinen Hemden selbst«.20 Und wenn er auch »ein Gymnasialbolschewik« war  – »in der Religions- stunde Spartakussist« –, vor die Wahl gestellt »zwischen dem schlimm- sten Seelenquäler, der den Katalog als Bakel schwingend wie ein Cara- calla dastand, und [s]einem Nebenmann, der [ihm] mit zuckendem Kretinslächeln zuraunte: ›Uj jessas, der Profax!‹  – [er] lief zur Monar- chie.«21 »Hamsunist«: Läßt sich vom Lebenswind treiben, »ohne nach mora- lischen Wertungen und Handlungen zu lechzen, aber doch immer mit der tiefen Freude am Wunder des Daseins«; genießt das Leben »wie eine paradiesische Wildnis […], voll Voraussetzungslosigkeit, aber nicht mit der Koketterie des Nichtstuers, mit ein bißchen Melancholie, aber ohne Pose«: ein »aristokratischer Landstreicher«.22 »Zeitlebens ein Besitzloser«, und das »aus Überzeugung fast mehr als aus Zwang«23, hat er, der gut verdient, ständig Schulden. Er schnorrt, hat aber mit der Zunft der kleinen Schnorrer nichts am Hut  – er schnorrt stilvoll und in großem Stil, ist darin »Weltklasse«24. Er kennt eine Un- menge Leute aus den besten Kreisen, die er anpumpen kann  – Rudolf Kommer, der Galerist und Kunsthändler Fritz Mondschein (nachmals Frederick Mont) und später dann Alexander Korda zählen zu seinen Mäzenen  –, zudem besteuert er zahlungskräftige Zeitgenossen. Leo Perutz, den er in Salzburg einmal als »Geschäftsträger« zu Erich Maria Remarque schickt, um diesen um 400 Schilling anzupumpen, spielt Kuh den bösen Streich, nur 4 Schilling 20 zu fordern, was dessen Pläne dann gehörig über den Haufen wirft: eine Gemeinheit, die Kuh Perutz lange nachträgt.25 Ob im Kaffeehaus oder in teuren Restaurants: Er zahlt nie selbst, immer begleicht einer aus der Runde die Rechnung für ihn. Schließ- lich  beschenkt er die Runde in verschwenderischem Maß durch seine Anwesenheit, »mit geistreichem Klatsch, mit Quintessenzen neuester Philosophien«.26 Exzedent. Das Ungestüme, Lodernde, Sichselbstverzehrende zeich- net nicht allein den Stegreif-Redner aus, Kuh lebt nach dem Wahlspruch, mit dem Walter Pater das Wesen des Künstlers beschreibt: »in die Minute des Daseins möglichst viel Pulsschläge zusammendrängen«27  – exzessiv. Er würde die »Rolle des Exzedenten«, dem nichts Mensch- liches fremd ist, gegen keine andere tauschen wollen.28 Wenn dabei auch nichts andres als Störung der Ruhe herauskäme, insistiert er: »Vive l’excès!«29
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Anton Kuh
Subtitle
Biographie
Author
Walter SchĂĽbler
Publisher
Wallstein Verlag
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Size
13.8 x 22.2 cm
Pages
576
Category
Biographien
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