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Institutionen« zu bewerkstelligen sei, »die der Gesundheit des Men-
schengeschlechts abträglich sind: […] Ehe, Moral, Virginität usw.«54
Der Vater dieses »Revolutionär[s] a genere« mit »seinem hackigen,
wüst zerschnittenen Gesicht […], seinem kinderreinen Fanatismus, sei-
nem marterbereiten Dozententum«55, Hans Gross, seit 1905 Inhaber des
Grazer Lehrstuhls fĂĽr Kriminalistik und Kriminologe von Weltruf,
läßt seine Beziehungen spielen und seinen Sohn, der bis 1908 in Graz
als Privatdozent fĂĽr Psychopathologie gelehrt hatte, im November 1913
in Berlin verhaften, unter Polizeibegleitung an die österreichische Grenze
expedieren und mit der Diagnose »unheilbarer und gefährlicher Geistes-
kranker« in der Privat-Irrenanstalt Tulln bei Wien und späterhin in der
Landesirrenanstalt Troppau, Schlesien, zwangsinternieren. Ăśber eine
Protestkampagne, die von expressionistischen Zeitschriften initiiert
wird, gelangt die Affäre auch auf die Seiten der großen liberalen Zeitun-
gen und in Form einer Anfrage im Landtag auch aufs politische Parkett.
Die Zwangsinternierung Otto Gross’ muß im Juli 1914 aufgehoben
werden, er bleibt aber unter Kuratel. Kurator: sein Vater – der die
EntmĂĽndigung betrieben hatte.
Otto Gross stirbt, nachdem man ihn zwei Tage davor halb verhungert
und erfroren und auf Entzug mit einer LungenentzĂĽndung auf der StraĂźe
aufgelesen hatte, am 13. Feber 1920 in einem Sanatorium in Berlin-
Pankow.
Im Nachlaß Anton Kuhs in den Beständen des Österreichischen
Literaturarchivs findet sich ein fragmentarischer Durchschlag von Otto
Gross’ Programmschrift »Die kommunistische Grundidee in der Para-
diessymbolik«. Ansonsten umfaßt dieser sogenannte Splitternachlaß ein
paar Dutzend Briefe und BriefentwĂĽrfe, zumeist aus dem Zeitraum 1915
bis 1920, darunter: der Brief eines aufgebrachten Lesers an Maximilian
Schreier, den Herausgeber der Wiener Montagszeitung »Der Morgen«,
dem zufolge Anton Kuh in seinen frühen Erwachsenenjahren ständiger
Besucher der Freudenau – Galopprennbahn im Südosten Wiens und
Treffpunkt der Hautevolee – gewesen sei und als Rennplatz-Habitué
auch Wettaufträge besorgt habe, wobei er des öfteren Gelder, die ihm zu
diesem Zweck anvertraut worden waren, mit der fadenscheinigen Aus-
rede unterschlagen habe, er hätte sich an der Wettmaschine geirrt56; Mah-
nungenÂ
– im Ton schwankendÂ
– des »Prager Tagblatts«, für die Pauschale,
die er bezieht, gefälligst auch Texte im vereinbarten Umfang zu liefern,57
oder die dezidierte Drohung, die regelmäßigen Überweisungen einzu-
stellen, bevor er nicht den VorschuĂźÂ
– der sich im Juni 1919 auf immer-
hin 900 Kronen beläuftÂ
– abgearbeitet hat;58 briefliche Aufforderungen,
er möge geliehenes Geld zurückgeben59; eine gerichtliche Ladung für den
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Anton Kuh
Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Anton Kuh
- Subtitle
- Biographie
- Author
- Walter SchĂĽbler
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3189-1
- Size
- 13.8 x 22.2 cm
- Pages
- 576
- Category
- Biographien