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bar, kalt moussierend, Elektrizität erregend, jeden Einwand überdröh-
nend«, erinnert sich Paul Elbogen: »Wir wankten aus unzählbaren
Nächten heim – mit vor Lachen erstarrten Gesichtern.«102
1909 – 1917
Ein Einstand mit Aplomb und damit ganz nach dem Geschmack des
jugendlichen Arrogants: Gerade 19 geworden, zeichnet Anton Kuh am
13. August 1909 erstmals einen Beitrag im »Prager Tagblatt«, einer der
renommiertesten Zeitungen der Monarchie, mit vollem Namen! Noch
dazu das Einserfeuilleton, das in drei breiten Spalten überläuft bis auf
Seite drei. Dabei ist die Prag-Flanerie »Kultur. Impressionen eines Pas-
santen« nicht Kuhs erste Veröffentlichung. Fünf Monate zuvor finden
sich zwei Piècen in der kommißhumorigen Wiener Satire-Illustrierten
»Die Muskete«, die mit »Kuh« unterzeichnet sind. Und bereits ab Mai
1908 hat er im von seinem Onkel Oscar Kuh herausgegebenen »Mon-
tagsblatt aus Böhmen« wiederholt und des langen und breiten aus der
Donaumetropole berichtet, etwa über den »Kaiser-Huldigungs-Fest-
zug«, bei dem am 12. Juni 1908 von 12.000 Mitwirkenden anläßlich des
Jubiläums des 60. Jahrestages der Thronbesteigung Kaiser Franz Josephs
»die Geschichte Eurer Majestät ruhmvollen Hauses in lebenden Bildern«
gezeigt wird und der »Eurer Majestät Vertreter der Völker Österreichs
vorführt, die Eurer Majestät in Treue und Verehrung zujubeln wollen«,
wie der Präsident des Festzugskomitees in seiner Meldung an den Kaiser
kniefällig formuliert.103 Aber schon der fünfzehn-, sechzehnjährige
Gymnasiast hatte für seinen Vater, Redakteur des »Neuen Wiener Tag-
blatts«, Premierenkritiken und Rezensionen geschrieben,104 und dem
ersten namentlich gezeichneten Artikel im »Prager Tagblatt« sind Dut-
zende anonyme Beiträge vorangegangen. Das Privileg, seinen Namen
unter oder ĂĽber einen Artikel zu setzen, hing nicht an dessen Umfang,
sondern an der Anciennität des Schreibers.
Kuh liefert sehr viel »unter dem Strich«: Feuilletons über Wiener
Typen – etwa das forcierte »Hallodritum«, mit dem der »Winter-Ehe-
mann« alljährlich zum »Sommer-Lebemann« mutiert, sobald er seine
Familie auf Sommerfrische weiß105 –, Gepflogenheiten wie die populäre
Vergnügung des Mittagsständchens im Burghof106, Befindlichkeiten und
Aktualitäten wie etwa das Glücksspiel Bukidomino, das zwar auf der
vom k. k. Justizministerium 1904 veröffentlichten »Liste verbotener
Spiele« steht, aber im Wien der 1910er und 1920er Jahre grassiert,107
Impressionen aus der hochsommerlichen Stadt108, Nachrufe auf Promi-
nente aus Literatur und Politik. Er entwirft ellenlange Porträts zu runden
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Anton Kuh
Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Anton Kuh
- Subtitle
- Biographie
- Author
- Walter SchĂĽbler
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3189-1
- Size
- 13.8 x 22.2 cm
- Pages
- 576
- Category
- Biographien