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Anton Kuh - Biographie
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45 er liefere einfach, was seine Anhänger von ihm erwarten: »Selbstdarstel- lung eines unverbindlich plaudernden, schalkhaft gescheiten, das Wort und die Geste beherrschenden, auf Verblüffung abzielenden, treffsiche- ren Improvisators.«13 Der Berliner »Vorwärts« spricht nach dem »Külz- und-Kunst«-Vortrag gar von einer »Selbstladeschnauze«, die eine Rakete nach der anderen abgefeuert habe, von denen aber nur ab und zu auch eine witzsprühend losgegangen sei, die meisten Pointen jedoch seien unter den Tisch gefallen.14 Ähnlich Bernhard Diebold, der Kuh nach dem Vortrag »Schwan- neke oder Die Pleite des Geistes« ziemlich unverhohlen als Pausen- clown hinstellt: Auch wenn Kuh in exzentrischen Kreisen denke, die öfter hinter dem Kopf herumzielen statt vom Hirn direkt aufs Objekt, so mache er seinem Auditorium doch eine schrullige Philosophie zurecht, »die zwar den Geist nicht nährt, jedoch aufs angenehmste kitzelt«. So hätten die griechischen Sophisten die großen Herren Griechenlands beim Abendessen unterhalten, wenn zum Dessert bereits die Weine ungemischt gefordert wurden und kurz darauf die Flötenspielerinnen kamen. »Nach dem Jongleur der witzigen Begriffe erschien die Wirk- lichkeit zum fleischlichen Begreifen.«15 Wer will, der bleibt ohnehin nicht an der moussierenden Oberfläche hängen, sondern läßt sich auch auf das durstlöschende Darunter ein. Fast will es scheinen, als sei Franz Blei in dem plastischen Porträt des Redners Kuh, das er nach dessen »Snob«-Vortrag schreibt, diesem auf Bestellung beigesprungen. Hatte schon die Einleitung zu Bleis Porträt, die sich konkret zur Berliner Sonntagsmatinee äußert16, Kuh attestiert, daß man »seine Kritik Berliner Zustände ernster zu nehmen hat, als sie auftritt«, so statuiert Franz Blei generell, als wär’s eine Entgegnung auf den »Schaumschläger«-Vorwurf: »Denn da wird ja nicht so unverbind- lich witzig gesprochen, sind nicht Dinge und Personen nur so angekit- zelt. Sondern da ist mit höchster Dezision gesprochen und mit einer Leidenschaft der Gesinnung, die ja überhaupt nur und allein der Anlass solcher Rede sein kann, nicht selbstgefällige Schöngeisterei, die sich spreizt. Das plätschert nicht munter und schäumt zuweilen ein biss- chen auf, sondern das haut und sticht, muss es sein, auch gegen sich selber.«17 Kuh ist sich der Gefahr bewußt, daß sein Publikum  – auf Pointen lauernd, die es auf offener Szene beklatschen kann  – über dem Witz die Wahrheit vergißt, daß er, dessen Witz sich aus einer tiefsitzenden Ab- neigung gegen Wichtig- und Würdigtuerei mit Laune verbindet, nur als besserer Clown, als geistiger Knockabout wahrgenommen wird. Er legt durchaus Wert darauf, ernst genommen zu werden. Auch wenn er
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Anton Kuh
Subtitle
Biographie
Author
Walter Schübler
Publisher
Wallstein Verlag
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Size
13.8 x 22.2 cm
Pages
576
Category
Biographien
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